Donnerstag, 24. August 2017

Lasst uns bis zum 24.9. nicht über die AfD reden

Heute, genau einen Monat vor der Bundestagswahl, möchte ich Euch um etwas bitten. Ich wünsche mir, dass Ihr etwas tut. Oder besser: etwas nicht tut.

Lasst uns gemeinsam bis zum 24.9., 18 Uhr, nicht über die AfD reden. 
Zumindest nicht auf Social Media.

Was steckt hinter dieser Bitte? Keine Frage, es ist wichtig, dass die Menschen über die AfD Bescheid wissen. Dass sie wissen, dass es sich um eine rechtsradikale Partei handelt, die ein Problem mit unserem Grundgesetz hat, die ein Problem mit der Allgemeingültigkeit der Menschenrechte hat, die Verbindungen in die rechtsextreme Szene hat, deren Spitzenfunktionäre teilweise vom Verfassungsschutz beobachtet werden, teilweise im Verdacht stehen, schwere Straftaten begangen zu haben, die Antisemiten ebenso in die Parlamente spült wie Holocaustverharmloser, und die noch dazu die faulsten Abgeordneten überhaupt hat. Aber: All das ist inzwischen weithin bekannt.

Nun ist die Zeit der Aufklärung vorbei. 
Wer nicht mitbekommen hat, dass die AfD eine rechtsradikale Partei ist, will es nicht wissen. 

Indem wir trotzdem weiterhin die dauernden Grenzüberschreitungen der AfD teilen, wenngleich mit ablehnender Kommentierung, überzeugen wir also keinen Menschen zusätzlich. Wir müssen akzeptieren, dass es zumindest rund zwei Millionen Wähler geben wird, die der AfD sehr bewusst ihre Stimme geben werden. Die sind für den Moment für die Demokratie verloren. Wichtig ist nun der Kampf um diejenigen, die man gemeinhin Protestwähler nennt, und die sich am Wahltag für die Partei entscheiden, mit der sie glauben, dem "Establishment" möglichst wehtun zu können.

Diese Wähler sind vielleicht keine überzeugten Rechtsradikalen. Aber sie lieben die Grenzüberschreitung, sie ergötzen sich an der Empörung der Mitte über die Entgleisungen aus der AfD. Dreht man die Logik um, geht der Anreiz, die AfD zu wählen, in dem Augenblick verloren, in dem sie öffentlich nicht mehr stattfindet.

Zu erreichen, dass nicht mehr über die kruden Thesen der AfD diskutiert wird, kann eine wunderbare Aufgabe für uns, die gute Seite des Internets, sein. 

Üben wir uns also in Impulskontrolle - und unterstützen wir lieber diejenigen Politiker, die versuchen, gegen die Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie mit seriösen Inhalten anzukommen. Themen gäbe es wahrlich genug. Das soll übrigens nicht heißen, dass wir uns in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis oder auf der Straße nicht durchaus um mögliche AfD-Wähler bemühen sollen. Ganz im Gegenteil. Nur sollten wir uns eben nicht in den Sozialen Medien zu den nützlichen Idioten der Rechtsradikalen machen lassen.

P.S.: Es gibt ja inzwischen zahlreiche Bücher zur AfD und der Neuen Rechten, etwa "Die autoritäre Revolte" von Volker Weiß, das jetzt auch günstiger (€ 4,50) bei der Bundeszentrale für politische Bildung zu bekommen ist (Leseempfehlung!). Wer es kürzer oder konkreter mag, der kann sich aber auch das Schmalbart-Ebook zu den Wurzeln der Neuen Rechten oder den Kommunikationsratgeber der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für den Umgang mit rechtsradikalen Parolen herunterladen.

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