Montag, 20. Oktober 2014

Bernd Lucke und die Gaskammern

"Mut zur Wahrheit" und "Man wird ja wohl noch sagen dürfen...", das sind zwei der Gründungsmythen der AfD. In der Realität hat der Parteivorsitzende Bernd Lucke mit diesen Ansätzen so seine Probleme. Das überrascht an sich nicht weiter, ist er doch schon mehrfach mit einem seltsamen Verhältnis zur Wahrheit aufgefallen. Aktuell allerdings geht es um die Gaskammern der Nazis, da lohnt ein genauerer Blick. Und was ich da erleben durfte, spricht nicht dafür, dass die AfD tatsächlich vorhat, sich vom braunen Rand abzugrenzen. Ausgegrenzt werden nur die Demokraten.

Um was geht es? Bernd Lucke reagierte am Wochenende auf zwei konkrete (von vielen, vielen) "Einzelfälle" in seiner Partei. Einer davon war Martin Sichert, der immerhin von einem Landesparteitag der AfD zum Vorsitzenden gewählt worden war, was wegen Fehlern in der Abstimmung allerdings für ungültig erklärt wurde. Er ist davon überzeugt, dass am Ende des zweiten Weltkrieges die "zwei größten Massenmörder gesiegt" hätten. Der andere war ein AfD-Mitglied, das in einer Parteiveranstaltung offensiv den Holocaust leugnete - und dafür Applaus bekam.

Auf seiner Facebook-Page distanzierte sich Lucke nun von beiden Aussagen und Personen und kündigte ein Ausschlussverfahren an. Meine Bemerkung, dass sich wieder einmal der Parteivorsitzende von seiner Partei distanziere und es sich wohl um strukturelle Probleme handeln dürfte, wurde sofort, wohl von Lucke persönlich - der danach noch weiter an der Diskussion teilnahme -, gelöscht und ich für zukünftige Kommentare geblockt. Nun darf jeder auf der eigenen Facebook-Page tun und lassen, was er will. Ein Prinzip übrigens, was gerade AfD-Primitivbürger oftmals nicht verstehen und gleich "Zensur" brüllen. Was allerdings interessant ist: Als meine Bemerkung, die ohne Beleidigungen oder sonstige strafrechtliche relevante Ausfälle auskam schon lange gelöscht war, durfte ein Bild, in dem die Nutzung der Gaskammern für den Massenmord in Frage gestellt werden, weiter stehenbleiben. Auch die sonstigen Kommentare werden scheinbar nicht für problematisch erachtet:
da waren knapp 20 Zuhörer und ein Pressevertreter, völlig belanglos
Das sind Uboote, eingeschleust um die Partei von innen zu zerstören. 
alles so passend, die Euro-Krise kommt wieder an die Oberfläche, die CDU in Panik und jetzt werden diese U-Botte gesendet.  
Bernd Lucke: Relativieren sie etwa die 20 Millionen Morde von Stalin und die 70 Millionen von Mao????????????????????????????????????????? 
 Ich persönlich bin der Meinung, daß in einer Volkspartei,die sie ja sein wollen, auch mal unbequeme Aussagen getroffen werden dürfen, ohne gleich ausgeschlossen zu werden. Eine Rüge, sollte da eigentlich reichen. 
Deutschlands und die Nazi Keule... man kann alles und jeden fertigmachen! Man muss sich für die heutige Gesellschaft in Grund und Boden schämen 
Henrik Mpll, die AfD ist eine Partei die sich um die Zukunft kümmern muss und nicht Zeit und Energie um haarspaltende Geschichtsbetrachtung verlieren sollte.   
Mut zur Wahrheit und gegen Denkverbote was zählt sind Fakten 
Querulanten entfernen.. nett ausgedrückt Miguel Kay! Wie wäre es mit Säubern oder eliminieren? Jede andere Meinung unterdrücken und verbieten! Ihr seid in kürzester Zeit genauso scheisse geworden wie die Altparteien, Glückwunsch! 
Diese Kommentare zeigen wieder einmal deutlich, wie raffiniert und effektiv versucht wird die AfD zu zerstören!  
Innerparteiliche Konkurrenten durch Schauprozesse und angetriebene Scheinverfahren loswerden wollen, keine feine Art. 
Wenn Menschen wie Herrn Sichert Unrecht widerfährt, kann ich nicht stillhalten, 

(Alle Rechtschreibefehler und Co sind natürlich 1:1 von den Verfassern, nach eigenem Empfinden ja Deutschlands Elite, übernommen.)

Was aus diesem Handeln Luckes deutlich wird: Mit Meinungsfreiheit ist bei ihm die Meinung derjenigen gemeint, die sich vorstellen können, AfD zu wählen. Rechtsradikale und Rechtsextreme sind ihm da immer noch lieber, als Demokraten, die seiner Partei kritisch gegenüber stehen. Das Problem ist nicht das Leugnen des Holocausts an sich, so wirkt es, sondern nur das Leugnen des Holocausts, das es in die Medien schafft und der AfD schaden könnte. Dazu passt auch, dass Lucke kein Problem damit hat, auf eine Demo gegen Judenhass zu gehen, während auf Landtagswahllisten der AfD Kandidaten sitzen, die offen antisemitische Propaganda verteilen oder über den offiziellen Account der AfD Berlin verbreitet wird, die Juden hätten vom Holocaust profitiert.

Ich persönlich halte die AfD für deutlich gefährlicher, als es die NPD jemals war. Rassisten, Antisemiten, Behindertenfeinde, Homophobe - all das tummelt sich in der AfD unter einem bürgerlichen Mäntelchen. Das in die Welt zu tragen, das ist wirklich Mut zur Wahheit. Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen...

   

1 Kommentar:

  1. Schöne finale Ironie. Oder: ironisches Finale:

    "Das in die Welt zu tragen, das ist wirklich Mut zur Wahheit [ich korrigiere: Wachheit oder Wahrheit?]. Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen..."

    Schön, dass das 'Moment des Jüdischen/des Jüdischseins/der Juden' in der Literatur, in der Sprache, in deutscher Geschichte noch wahrheitskräftig ist.
    Nur: Wer mag diesen WahrSchatz noch studieren?

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