Samstag, 19. Januar 2013

Von Negern und anderen Wilden

Es gibt immer wieder Debatten, die mich fassungslos zurücklassen. Und eine davon ist die, um den Gebrauch des Wortes „Neger“. Diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass das Wort auch weiterhin unverändert in Büchern wie „Die kleine Hexe“ und „Pippi Langstrumpf“ verwendet werden soll, argumentieren damit, dass es doch früher ganz normal war, diesen Begriff zu nutzen. Diesen Wortführern sei gesagt: „Neger“ ist seit mehr als zweihundert Jahren nie etwas anderes gewesen, als eine rassistische Herabsetzung. Und daran ändert sich auch nichts dadurch, dass man es eine Zeitlang (aus Unwissenheit oder Überzeugung) als normal empfunden hat, dieses Wort zu benutzen. Denn, und das muss man so hart formulieren, in der Zeit, in der dieses Wort als normal empfunden wurde, war auch der Glaube an die rassische Überlegenheit der „Kaukasier“ über die anderen Völker, insbesondere „die wilden Neger“ aus Afrika normal. Diese Zeiten sind für die meisten Menschen Gott sei Dank vorbei. Und daher gibt es auch keinen Grund, die diskriminierende Sprache von damals als schützenswert zu erachten. 

Kant etwa, der große Philosoph, schaffte es niemals weit aus Königsberg heraus. Über „die Negers von Afrika“ allerdings hatte er eine klare Meinung, nämlich dass diese „von der Natur kein Gefühl“ hätten, „welches über das Läppische stiege“. Auch Hegel glaubte, dass man, um den „Neger“ richtig verstehen zu können „von aller Ehrfurcht und Sittlichkeit, von dem, was Gefühl heißt“ abstrahieren müsse. Beim Neger sei das Charakteristische, dass sein Bewusstsein noch nicht zur Anschauung irgendeiner festen Objektivität gekommen sei. Noch ein wenig „wissenschaftlicher“ formulierte es der Göttinger Professor Christoph Meiners: „Ganz unten, dem Tier am nächsten, steht der Neger. Knapp über ihm rangiert der braune, rote und gelbe Mensch, allesamt Exemplare der mongolischen Rasse. Sodann folgen die hellhäutigen Kaukasier, untereilt in minderwertige Slawen und höherwertige Kelten, deren edelste Sorte die Germanen, insbesondere die Teutschen, sind.“ 

Wer also heute glaubt, mit dem „Neger“ die Freiheit und die deutsche Sprache schützen zu müssen, kämpft für eine Freiheit zur Beleidigung und für die Bewahrung des Deutschen, wo es diskriminierend und rassistisch abwertend ist. Das sollten sich auch die Feuilletonisten, die sich zu diesem Thema in Teilen ziemlich weit - und von ihrem Bauchgefühl geleitet – aus dem Fenster gelehnt haben, einmal vor Augen führen. Sprache verändert sich. Und das ist auch gut so. Oder sollen wir in Zukunft auch wieder von der Herrenrasse und vom Untermenschen sprechen, nur weil das auch mal irgendwann in Ordnung war? Der „Neger“ soll aus den Büchern, nicht nur aus den Kinderbüchern, verschwinden. Dass es ihn einmal gab, ist hinreichend dokumentiert, denn es fordert ja niemand, alte Versionen der „Kleinen Hexe“ zu verbrennen. Wer sich jetzt genau darüber so echauffiert, sollte sich anstattdessen lieber überlegen, was er oder sie gegen den in Deutschland immer noch hochpräsenten Alltagsrassismus tut. Darüber könnten die Feuilletonisten doch mal schreiben. Denn das ist wirklich ein Problem, über das es sich aufzuregen lohnt.

1 Kommentar:

  1. >Professor Christoph Meiners: „Ganz unten, dem Tier am nächsten, steht der Neger. Knapp über ihm rangiert der braune, rote und gelbe Mensch, allesamt Exemplare der mongolischen Rasse. Sodann folgen die hellhäutigen Kaukasier, untereilt in minderwertige Slawen und höherwertige Kelten, deren edelste Sorte die Germanen, insbesondere die Teutschen, sind.“<

    Und, was ist daran nicht zutreffend?
    Weiser Mann, sage ich.

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