Montag, 28. Januar 2013

Emanzipation geht uns alle an

Es ist schon einige Jahre her, als ich als externer Berater plötzlich anzügliche Mails von einem Auftraggeber bekam. Es stand gerade die Entscheidung über eine lukrative Verlängerung des Projektes an, die ich natürlich nicht gefährden wollte, gerade auch, weil es mein erster Job war. Andererseits wusste ich nicht, wie ich weiterhin professionell mit dem Manager zusammenarbeiten sollte, der mir in unwürdiger Art und Weise nachstellte. Meine Chefin, die ich ins Vertrauen zog, lachte mich aus. Ich solle mich nicht so anstellen, als Frau sei das ganz normal und man könne das in Teilen auch für sich nutzen. Kurz danach kündigte ich. Das Erlebnis hat mich aber sensibilisiert. Diskriminierung, Sexismus, Belästigung – all das sind Dinge, die jeden von uns treffen können. 

Deutschland ist ein aufgeklärtes Land, in dem Diskriminierung inzwischen zu rechtlichen Konsequenzen führen kann. Es gibt allerdings Graubereiche, gewissermaßen Schutzräume für Intoleranz und Diskriminierung, die juristisch nicht gestaltbar sind. Das sind die Gespräche zwischen Chefs und ihren Angestellten, Auftraggebern und Auftragnehmern, aber auch zwischen Politikern und Journalisten, in denen Dinge gesagt werden können, die die Idee einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtig tatsächlich gleichberechtigt sind, unterlaufen. 

Ein ehemaliger Ministerpräsident vertraute mir in einer weinseligen Runde einmal an, er vermute, er und seine Amtskollegen hätten alle Probleme mit der Justiz bekommen, wenn damals schon die Transparenz geherrscht hätte, die heute herrsche. In eine ähnliche Richtung geht die Beschwerde eines Einkäufers, der früher große Deals gerne auf Einladung von Lieferanten in Bordellen abschloss, was nicht mehr möglich sei, seitdem auch Frauen auf den Einkaufsreisen mit dabei seien. Auch wenn beide das vermutlich nicht unbedingt so meinten, beschreiben die Aussagen doch eine positive Entwicklung. Die Graubereiche sind offensichtlich kleiner geworden. 

Die Emanzipation, das kann man sagen, hat in den vergangenen Jahrzehnten dieses Land verändert. Und damit ist nicht nur die Emanzipation von Frauen gemeint, sondern genauso die anderer gerne diskriminierter Gruppen wie Ausländer, Deutsche anderer Hautfarbe oder Homosexuelle. Nichtsdestotrotz muss man Emanzipation als Prozess verstehen, der niemals beendet ist. Es ist wichtig, dass der Gedanke nicht nur in den professionellen Köpfen von Personalchefs und Pressestellen verankert ist, sondern dass er auch im politischen und wirtschaftlichen Alltagsgeschäft seine Wirkung entfaltet. Dazu gehört, dass es eine Öffentlichkeit gibt, die sehr genau hinschaut. Dazu gehört ebenso, dass der Herrenwitz, wenn überhaupt, ins Private verbannt wird und in einem öffentlichen Kontext Widerspruch statt Lachern erntet. Es braucht einen neuen, starken Bekennermut derjenigen, die unter alten Denkmustern leiden. Und es braucht die Erkenntnis, dass es durchaus nicht nur junge Frauen oder Ausländer, sondern jeden von uns treffen kann. 

Emanzipation kann und darf nicht auf formale Rechte beschränkt sein, sondern muss alle Teile der Gesellschaft durchdringen. Die Verantwortung liegt nicht bei Behörden, sondern bei jedem einzelnen von uns. Und diese Position müsste eigentlich auch Rainer Brüderle unterschreiben können, denn sie ist urliberal. Mit einer Entschuldigung und einem klaren Bekenntnis zur Emanzipation könnte er der Diskussion sogar noch einen positiven Spin geben. Dass er sich dazu nicht äußert, dass er sich einem klaren Bekenntnis verweigert, spricht nicht für ihn. Was er damit nicht erreichen darf, ist, dass die Debatte im Sande verläuft. Denn sie hat gerade erst begonnen. Sie am Laufen zu halten, ist Aufgabe all derjenigen, die das Thema für richtig und wichtig halten. Die #aufschrei-Diskussion auf Twitter darf nur der Anfang sein…

Donnerstag, 24. Januar 2013

Sexismus, dokumentiert...

Rainer Brüderle soll einer Journalistin zu nahe getreten sein, die das dann ein Jahr später in einem Beitrag für den "Stern" verarbeitet. Das Thema schlägt hohe Wellen und wird von allen Beteiligten zu ihren Zwecken interpretiert. Fest steht, dass unabhängig von Rainer Brüderle und der Geschichte von Dreikönig 2012 Sexismus im politischen Betrieb ein Problem ist. Und darüber hinaus. Wer das bestreitet, hat keine Ahnung oder sieht Sexismus insgesamt nicht als Problem an. Hier, wie auch beim Kampf gegen die Tilgung des Wortes "Neger" aus Kinderbüchern zu glauben, man müsste die Freiheit verteidigen und gegen die vermeintlich bevormundende "Political Correctness" ins Felde ziehen, lässt mich nur noch frustriert mit dem Kopf schütteln.

Was die Diskussion an Widerlichkeiten hervorbringt, will ich hier in Auszügen dokumentieren. Weitere Fundstellen können gerne in den Kommentaren hinterlegt werden. Vielleicht regt es ja den einen oder anderen, der die Sache grundsätzlich verharmlost, zum Nachdenken an. 

Gefunden bei FDP Liberté:

Wiedermal eine Frau mit Persönlichkeitsstörung oder Aufmerksamkeitsbedürftnis^^

Cicero hat doch festgestellt, dass die FDP-ler am meisten Sex haben. War die Dame des Stern wohl mit dem Flirt überfordert!

boah.. .er hat sie angeguckt.. .nachts um 1 hat er sie angeguckt, die arme Journalistin, die auch nach Mitternacht natürlich nur ihren Job im Kopf hatte. ... Ich hoffe, der Stern hat nen hauseigenen Betreuer, der in solchen Fällen das seelische Leid etwas lindern kann. .. .*ironie-ende*

Das ist alles relativ sinnlos, weil die Leujte, die sowas stört, ohnehin nicht FDP, sondern Grün oder irgendein anderes Rot wählen.

stört sich denn niemand an den anzüglichen Kommentaren, die die armen Kühe ertragen mussten ....? wo ist der BUND wenn man ihn mal braucht?

Laura Himmelreich hat sich das Prädikat "Ekelfeder" redlich verdient. Und wenn man den Artikel mal genau liest, hat sich Brüderle im Vergleich zu den meisten seiner Kollegen - besonders, wenn sie von der SPD kommen - wie ein vollendeter Gentleman verhalten, selbst wenn Frau Fimmelreich die Wahrheit sagen *sollte*.

Weil in den Strategiekonferenzen aller großen Medienhäuser kriminelle Operationen vorbereitet und geplant werden. Wers nicht glaubt, bewerbe sich einfach als Praktikant und spitze mal 14 Tage die Lauscher. Diese Journalistentussi will zudem befördert werden und dafür braucht sie einen Verkaufsschub, wenigstens für 2-3 Tage. Dann muss sie wenigstens nicht mit dem Chefredakteur in die Kiste. Ich meine, sie kennt das ja zur genüge, irgendwann hat sie einfach alle durch. Da ist diese Tour verständlich

Gefunden auf Welt.de:

...es hat was von einem Zimmermädchen... Die Frage ist doch, wieso kann sich eine erfolglose Journalistin nicht auf andere Schlagzeilen stürzen um ins Licht zu kommen? Oder ärgert sie sich nur, dass außer einem alten Mann niemand sonst Interesse an ihrer Oberweite hat. Diese Frau ist einfach nur peinlich und auch wenn mir persönlich die Parteizugehörigkeit des 67 jährigen Opfers egal ist, hat er es nicht verdient als Portemonnaie-Füller für Mrs. Self Impotant herangezogen zu werden.

Gefunden auf Zeit.de:

Ja ja, dieser Feminismus mit Schaum vorm Mund ist ein rechter Segen für unsere Gesellschaft.

Gefunden auf Spiegel.de:

Sexismus ist kein Problem, sondern ganz einfach menschlich. Die Debatte darüber ist albern und wichtigtuerisch und so sinnvoll, wie der Versuch, mit einem Zahnputzbecher den Atlantischen Ozean zu leeren. Es scheint als wollten sich manche Journalisten darüber profilieren, indem sie beim derzeitigen Modethema "political correctness" ganz vorn mitmischen. Und Frauen, die mal einen Spruch im Suff nicht vertragen, kann ich nicht ernst nehmen.


Der Mann ist dabei der Drängende, die Frau eher die Auswählende. Wenn Sie den angeprangerten Sexismus per Gesetz oder per Erziehung unterdrücken, könnte es sein, dass die Menschheit im Extremfall ausstirbt, da keiner mehr das andere Geschlecht provoziert und versucht, Verbindungen herzustellen - Frauen tun dies ja bekanntlich eher nicht - und das ist nach Ihrer Ansicht vermutlich auch "normal". Im Übrigen: Sexismus ist nicht unser aller Problem, es ist Ihres

Sonntag, 20. Januar 2013

Landtagswahl in Niedersachsen – Eine kleine Wahlanalyse

Die Wahllokale in Niedersachsen sind geschlossen. Wer regieren wird, wissen wir noch nicht. Allerdings gibt es schon einige Erkenntnisse, auf die es sich zu blicken lohnt.


Zunächst einmal zur Opposition: Das Ergebnis der SPD in einem ihrer Stammländer ist sicher nicht überragend, allerdings auch nicht halb so schlimm, wie die Umfragen auf Bundesebene. Die Ausgangslage ist der im Bund dabei gar nicht unähnlich gewesen: Ein beliebter Ministerpräsident, der mit der FDP regiert, die in den Umfragen schwächelte und auf der anderen Seite ein klar zusammenstehendes rot-grünes Lager. In Niedersachsen wird es eng zwischen beiden Lagern, in Berlin würde es nicht eng werden, wäre heute Bundestagswahl. Der Unterschied liegt in einem profilierten, soliden und für seine Arbeit geschätzten Spitzenkandidaten der SPD in Niedersachsen und einem katastrophalen Spitzenkandidaten auf Bundesebene. Die SPD hat Potenziale – die Peer Steinbrück aber nicht abrufen kann. Das sollte zum Nachdenken anregen.

Die FDP lebt. Warum sie lebt, ist dabei recht irrelevant. Unabhängig von dem, was im Herbst bei der Bundestagswahl passieren wird, ob die FDP es schafft, oder nicht, wird sie in wichtigen Flächenländern wie NRW, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie im Stadtstaat Hamburg in ordentlicher Mannstärke in den Parlamenten sitzen. Damit wäre selbst eine außerparlamentarische Legislatur nicht das Todesurteil für die Partei. Ganz unabhängig davon hat die FDP die Frage, wo sie langfristig hin will, immer noch nicht beantwortet. Orientiert sie sich an den Wahlsiegern, wird sie allerdings nicht darum herum kommen, deren gemäßigt Kurs zu folgen und sich klar gegenüber libertären, klassisch-liberalen und anti-europäischen Strömungen abzusetzen. Einen "Liberalen Aufbruch" von rechts braucht die FDP definitiv nicht. Lindner und Kubicki stehen für einen „mitfühlenden Liberalismus“, Birkner hat unter anderem zum Thema Mindestlöhne eine deutlich gemäßigtere Position abgegeben, als sie von Teilen der Partei gefordert wurden und musste dafür Schläge einstecken. Nicht trotzdem, sondern gerade weil die genannten Personen nicht radikal, sondern gemäßigt, in alle Richtungen offen und reflektiert aufgetreten sind, wurden sie gewählt. Für eine liberale Partei der Lindners, Kubickis und Birkners gibt es ein Wählerpotenzial deutlich jenseits der 5%. Der einzige Landesverband, der in den letzten Jahren auf einen deutlich radikaleren Kurs abgebogen ist, war Berlin. Und die landeten bei 1,8%.

Damit ist auch klar, was Philipp Röslers Aufgabe ist: Endlich ein klares liberales Profil zu entwickeln. Das Irrlichtern der ersten Amtszeit als Parteivorsitzender muss ein Ende haben. Dass jetzt allerdings noch irgendjemand auf die Idee käme, Rösler durch Brüderle ersetzen zu wollen (letzterer ist mit seiner Landes-FDP übrigens aus dem Landtag geflogen), ist nicht zu vermuten. Der ganzen Partei sei allerdings mitgegeben: Der Wahlerfolg darf nicht faul machen, die Umfragen auf Bundesebene sollten Warnung genug sein. Angela Merkel ist weniger emotional gebunden, als es David McAllister war und neigt nicht dazu, eine Zweitstimmenkampagne zugunsten der FDP zu fahren.

Die Linke findet im Westen nicht statt. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ich würde sie auch im Bundestag nicht vermissen. Die Piraten wiederum müssen jetzt das lernen, was sie von den anderen Parteien immer gefordert haben (und weshalb sie eine Zeitlang gewählt wurden): Demut und inhaltliche Arbeit. Es wäre schade, wenn die Piraten so schnell wieder komplett von der Bildfläche verschwinden würden, weil sie alleine durch ihre Existenz den etablierten Parteien Beine gemacht haben. Dass sie so schlecht dastehen, haben sie allerdings alleine sich selbst zuzuschreiben. Solange sie das nicht verstehen, solange sie es nicht schaffen, rechte und linke Spinner zu isolieren, solange sie es nicht schaffen durchdachte Inhalte zu produzieren, wird es nicht besser werden. Klingt wie die FDP, sind aber die Piraten. Wird ihnen nicht gefallen, ist aber die Wahrheit. Marketing alleine ist eben keine Politik. Da hilft auch kein Shitstorm.

Samstag, 19. Januar 2013

Von Negern und anderen Wilden

Es gibt immer wieder Debatten, die mich fassungslos zurücklassen. Und eine davon ist die, um den Gebrauch des Wortes „Neger“. Diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass das Wort auch weiterhin unverändert in Büchern wie „Die kleine Hexe“ und „Pippi Langstrumpf“ verwendet werden soll, argumentieren damit, dass es doch früher ganz normal war, diesen Begriff zu nutzen. Diesen Wortführern sei gesagt: „Neger“ ist seit mehr als zweihundert Jahren nie etwas anderes gewesen, als eine rassistische Herabsetzung. Und daran ändert sich auch nichts dadurch, dass man es eine Zeitlang (aus Unwissenheit oder Überzeugung) als normal empfunden hat, dieses Wort zu benutzen. Denn, und das muss man so hart formulieren, in der Zeit, in der dieses Wort als normal empfunden wurde, war auch der Glaube an die rassische Überlegenheit der „Kaukasier“ über die anderen Völker, insbesondere „die wilden Neger“ aus Afrika normal. Diese Zeiten sind für die meisten Menschen Gott sei Dank vorbei. Und daher gibt es auch keinen Grund, die diskriminierende Sprache von damals als schützenswert zu erachten. 

Kant etwa, der große Philosoph, schaffte es niemals weit aus Königsberg heraus. Über „die Negers von Afrika“ allerdings hatte er eine klare Meinung, nämlich dass diese „von der Natur kein Gefühl“ hätten, „welches über das Läppische stiege“. Auch Hegel glaubte, dass man, um den „Neger“ richtig verstehen zu können „von aller Ehrfurcht und Sittlichkeit, von dem, was Gefühl heißt“ abstrahieren müsse. Beim Neger sei das Charakteristische, dass sein Bewusstsein noch nicht zur Anschauung irgendeiner festen Objektivität gekommen sei. Noch ein wenig „wissenschaftlicher“ formulierte es der Göttinger Professor Christoph Meiners: „Ganz unten, dem Tier am nächsten, steht der Neger. Knapp über ihm rangiert der braune, rote und gelbe Mensch, allesamt Exemplare der mongolischen Rasse. Sodann folgen die hellhäutigen Kaukasier, untereilt in minderwertige Slawen und höherwertige Kelten, deren edelste Sorte die Germanen, insbesondere die Teutschen, sind.“ 

Wer also heute glaubt, mit dem „Neger“ die Freiheit und die deutsche Sprache schützen zu müssen, kämpft für eine Freiheit zur Beleidigung und für die Bewahrung des Deutschen, wo es diskriminierend und rassistisch abwertend ist. Das sollten sich auch die Feuilletonisten, die sich zu diesem Thema in Teilen ziemlich weit - und von ihrem Bauchgefühl geleitet – aus dem Fenster gelehnt haben, einmal vor Augen führen. Sprache verändert sich. Und das ist auch gut so. Oder sollen wir in Zukunft auch wieder von der Herrenrasse und vom Untermenschen sprechen, nur weil das auch mal irgendwann in Ordnung war? Der „Neger“ soll aus den Büchern, nicht nur aus den Kinderbüchern, verschwinden. Dass es ihn einmal gab, ist hinreichend dokumentiert, denn es fordert ja niemand, alte Versionen der „Kleinen Hexe“ zu verbrennen. Wer sich jetzt genau darüber so echauffiert, sollte sich anstattdessen lieber überlegen, was er oder sie gegen den in Deutschland immer noch hochpräsenten Alltagsrassismus tut. Darüber könnten die Feuilletonisten doch mal schreiben. Denn das ist wirklich ein Problem, über das es sich aufzuregen lohnt.

Donnerstag, 3. Januar 2013

Buchprojekt – Zidov Akuma: „Ansonsten wäre ich wohl tot!“

Vor einigen Tagen habe ich an dieser Stelle angekündigt, ein paar Worte über meine neuen Projekte zu verlieren. Et voilà… Konkret arbeite ich derzeit gemeinsam mit unterschiedlichen Co-Autoren an zwei (sehr unterschiedlichen) Buchprojekten. Das erste wird rund um den September 2013 im Verlagshaus Orell Füssli erscheinen und ist die Autobiografie des Schweizer Thaibox-Stars und Ex-Knackis Zidov Akuma, bei der ich diesen unterstütze, ohne am Ende aber namentlich in Erscheinung zu treten. Was man davon erwarten kann? Hier ein paar erste Eindrücke… 

Zidov Akuma ist heute 31 und lebt auf der thailändischen Insel Koh Samui. Was er in drei Jahrzehnten erlebt hat, reicht normalerweise gleich für mehrere Leben. Aus einem Arbeiterhaushalt stammend eckte er schon früh immer wieder an und stellte Eltern und Lehrer vor unlösbare Aufgaben. Nach einer abgebrochenen Lehre als KFZ-Mechaniker rutschte er immer tiefer in die kriminelle Szene in Zürich ab und wurde immer wieder wegen verschiedener Delikte verhaftet. Schlägereien gehörten genauso zum Alltag wie rauschende Feste mit Nutten, Koks und allem was sonst noch dazu gehörte. Bei dem Versuch, rund um das Züricher Techno-Festival Streetparade Falschgeld unter die Leute zu bringen, wurde Zidov Akuma gemeinsam mit seinen Komplizen zufällig erwischt und landete für anderthalb Jahre hinter Gitter. 

Schon vor Haftantritt hatte er sich allerdings geschworen, sein Leben radikal zu ändern, um seine Eltern nicht mehr unglücklich zu machen. Und diesen Vorsatz setzte er dann schonungslos um. Wog er zu Beginn noch 93 Kilo, verließ er das Gefängnis mit seinem Idealgewicht von 67 Kilo. Das erreichte er durch tägliches Seilspringen und regelmäßiges Training in der thailändischen Nationalsportart Muay Thai. Kaum aus dem Gefängnis entlassen kaufte er sich ein One-Way-Ticket nach Bangkok, um dort mit 1000 Schweizer Franken in der Tasche und ohne Englisch- oder Thai-Kenntnisse ein neues Leben zu beginnen. Nach einigen Wochen in den Slums von Bangkok verschlug es ihn in ein Trainingscamp im Nordosten Thailands, in der Nähe der laotischen Grenze, wo er intensiv trainierte und sich für 10 bis 15 Euro Gage durch die Provinzstadien kämpfte. Seinem Ziel, seinen Lebensunterhalt mit dem Thaiboxen bestreiten zu können, kam er nur langsam nahe, bis er eines Tages in die international von über 400 Millionen Zuschauern verfolgte Reality Show „The Contender Asia“ hineinrutschte. Dort traten 16 der besten Thaiboxer der Welt gegeneinander an, wohnten in einem Loft zusammen und wurden auch außerhalb des Rings von der Kamera begleitet. 

Als nur noch sechs Kämpfer verblieben waren, unterlag er in einem historischen Kampf dem deutlich schwereren achtfachen Weltmeister John Wayne Parr erst nach dem siebten Niederschlag und wurde spätestens damit zum absoluten Publikumsliebling. Nach „The Contender“ tourte Zidov auf Einladung von Veranstaltern um die ganze Welt und kämpfte knapp drei Jahre lang im Schnitt alle zwei Wochen. Heute lebt er auf Koh Samui und konzentriert sich derzeit darauf, als Trainer seinem brasilianischen Schützling Thiago Teixeira, derzeit die Nummer 15 der Welt, das Handwerkszeug für seinen ersten Weltmeisterschaftskampf beizubringen. Seine Tochter, die er mit einer singapurianischen Sängerin gemeinsam hat, schickt sich derweil an, den Namen ihres Vaters noch in den Schatten zu stellen und ist derzeit das erfolgreichste Kindermodel Asiens. 

Zidov hat eine Menge erlebt – und demnach auch eine Menge zu erzählen. Dazu gehört Grausames genauso wie Lustiges, Packendes genauso wie Erschreckendes. All das schreiben wir derzeit auf und versuchen vor allem deutlich zu machen, wie man sich am eigenen Schopf und mit viel Willen auch aus den schwierigsten Situation wieder herausziehen kann. Muay Thai hat Zidov gerettet, sonst, da ist er sich sicher, wäre er wohl schon tot.

Solange das Buch nicht auf dem Markt ist, freuen wir uns allerdings auch jetzt schon über Unterstützung für die Facebook-Seite von Zidov Akuma. Und ansonsten heißt es: warten und freuen… ich verspreche, das Buch wird ein Schmankerl! :-) Hier noch ein kleines Video mit Bildern und Videos, die eine ganz gute Idee von Zidov geben: