Dienstag, 29. Juni 2010

Sommermärchen, Teil II – Ein unzulässiger Vergleich

Ich weiß, Analogien zwischen Politik und Fußball zu beschreiben ist alles andere als cool. Das hat und Christian Wulff dieser Tage wieder einmal bewiesen. Ich will es an dieser Stelle trotzdem wagen, weil die Aussage dieser Zeilen so tatsächlich am besten transportiert werden kann (glaube ich zumindest).

Wir schrieben das Jahr 2006 als in Deutschland das Sommermärchen, Teil I aufgeführt wurde. Als Außenseiter ins Turnier gestartet (wer erinnert sich nicht an das 1:4 im letzten großen Testspiel gegen Italien in Florenz) verzauberte die deutsche Nationalmannschaft die ganze Nation – und die ganze Nation begeisterte mit ihrer Freude die Welt. Man begann vom Weltmeistertitel zu träumen, spätestens nach dem Viertelfinale gegen Argentinien war die Euphorie grenzenlos. Dann kam das Italienspiel und alle Träume zerplatzten. Anstatt aber die Köpfe hängen zu lassen und in alte Verhaltensmuster zu verfallen, gingen die Bürger dieses Landes trotzdem auf die Straße und feierten die Mannschaft – und sich selbst. Diese vier Wochen im Sommer 2006 haben diese Nation verändert. Und das wirkt bis heute nach.

Nun ist es 2010. Es ist wieder Sommer, es ist wieder WM-Zeit, Deutschland spielt wieder tollen Fußball. Die Nation träumt vom Sommermärchen, Teil II. Diesmal aber bitte mit der Krönung, das heißt einem Sieg im Finale. Bevor klar sein wird, ob es denn zum Happy End reichen wird, tritt aber am morgigen 30. Juni in Berlin die Bundesversammlung zusammen, um einen neuen Bundespräsidenten zu wählen. Die Kandidatur von Joachim Gauck kommt damit auf jeden Fall zu einem Ende, Ausgang noch ungewiss. Aber auch diese hat in Deutschland in den letzten Wochen Energien freigesetzt, mit denen keiner gerechnet hätte und die viele den Bürgern wohl nicht zugetraut hätten. Menschen haben sich im Internet und auf der Straße zusammengefunden, Guerilla-Aktionen durchgeführt, Songs gedichtet und Videos gebaut, Bilder entworfen und auf Buttons, T-Shirts und Teddybären gedruckt. Sie haben sich engagiert – und zwar überparteilich, ohne Organisationsstrukturen und für, nicht gegen etwas.

Für den Fall, dass Joachim Gauck morgen gewählt wird, wird die Euphorie grenzenlos sein. Deswegen möchte ich mich mit diesem Fall auch gar nicht beschäftigen. Vielmehr ist doch die Frage, wie es weitergeht, wenn es nicht reichen sollte (was immer noch der wahrscheinlichere Fall ist). Ich meine: wir sollten es dann genauso halten, wie wir es 2006 nach dem Spiel gegen Italien gehalten haben. Trauern wir nicht, ärgern wir uns nicht, haben wir keine Angst. Denn „Angst macht kleine Augen“, wie es Joachim Gauck immer so schön ausdrückt. Nutzen wir vielmehr die Energie, die sich in den letzten Wochen durch die Interaktion, die Arbeit am gemeinsamen Ziel ergeben hat, um weiterzumachen. Wo auch immer, wie auch immer.

Selbst wenn Joachim Gauck nicht gewählt werden sollte, war das, was wir getan haben, nicht umsonst. Für uns sowieso nicht, haben wir uns doch auch selbst bewiesen, wozu wir in der Lage sind, uns gewissermaßen „ermächtigt“. Einige starten eine Gesangskarriere, andere haben inzwischen beste Kontakte zur Hauptstadtpresse, dem örtlichen Autoverleih und dem Baumarkt. Wo es die billigsten Flyer gibt, wissen wir inzwischen genauso gut, wie auch wie man ein einen Verein gründet, Spenden einwirbt, eine Demo anmeldet oder Pressemitteilungen schreibt…. Aber auch darüber hinaus haben wir Wirkung entfaltet. Wir haben Debatten um eine Direktwahl des Bundespräsidenten oder über unsere Demokratie an sich, besonders aber über die Frage der Teilhabe der Bürger an den Entscheidungsprozessen angestoßen, die es ansonsten in diesem Umfang zumindest derzeit nicht gegeben hätte. Ich behaupte auch, dass Merkel, Westerwelle und Co. die Entscheidung für Christian Wulff so nicht noch einmal treffen würden – zumindest vom Ablauf her – weil auch sie erkennen mussten, dass die Bürger sich nicht mehr alles gefallen lassen. Das ganze Thema Internet bzw. Social Media wird im politischen Umfeld in Zukunft anders gesehen werden (müssen). Denn es ist mehr als nur eine weitere Spielwiese für das Marketing der Parteien – es ist eine neue Möglichkeit der Teilhabe. Und diese wird von uns Bürgern auch wieder eingefordert!

Wir sollten also auch im Falle eines für uns negativen Wahlausgangs unserem Motto treu bleiben: pro und nicht contra! Auch wenn uns allen der Prozess nicht gefällt, müssen wir als Demokraten auch einen Christian Wulff als unseren Bundespräsidenten akzeptieren. Das sollte uns aber überhaupt nicht daran hindern, als Bürger dieses Landes auch und gerade Herrn Wulff unsere Gedanken und Wünsche mitzugeben. Vor dem Hintergrund, dass Herr Wulff das Internet als Medium der „jungen Leute“ sieht und unser Engagement zwischenzeitlich als „gefährlich“ bewertet hat, ist Aufklärung gewissermaßen gesellschaftliche Pflicht! Daher finde ich, dass wir ganz klar das Angebot an Herrn Wulff und all die anderen Führungspersonen dieses Landes formulieren sollten: bindet uns ein, nutzt die Schwarmintelligenz Eurer Bürger, seht uns nicht als Gefahr! Herr Gauck hat das nach einem ersten Moment der Überraschung verstanden. Herr Wulff, das können Sie auch! Wir kommen gerne mal in Bellevue zu einem Gespräch vorbei…

Aber nun warten wir einmal ab, wie es morgen ausgeht. Vielleicht fällt ja ein frühes Tor für den Außenseiter – und dann ist alles möglich…

Montag, 28. Juni 2010

Offener Brief an Christian Wulff

Dieser Brief geht in dieser Form im Laufe des Tages an Herrn Wulff, die Presse und alle Wahlmänner und -frauen. Er gibt meine persönliche Meinung wieder.

Sehr geehrter Herr Wulff, 

ich schreibe Ihnen als Initiator der Facebook-Gruppe „Joachim Gauck als Bundespräsident“. Inzwischen haben sich über 36.000 Mitstreiter gefunden, die ein gemeinsames Ziel vereint. Wir verstehen uns als so genannte „Graswurzelbewegung“ ohne Hierarchien, die sich zwei grundsätzliche Regeln gegeben hat:
  1. Wir treten nicht gegen etwas oder gegen jemanden an, sondern ausschließlich für etwas ein. Unser gemeinsames Anliegen ist, dass Joachim Gauck Bundespräsident wird.
  2. Wir sind überparteilich.
Wenn Sie sich mit unserer Bewegung etwas eingehender beschäftigen, können Sie erkennen, dass sich die große Mehrheit der Mitglieder niemals abfällig über Sie oder die Parteien an sich geäußert hat. Im Gegenteil: wir haben immer betont, dass wir uns als Ergänzung im bestehenden demokratischen System sehen, auch wenn eine gewisse Unzufriedenheit natürlich da ist. Aber: wir planen keine Revolution! Mit umso größerem Erstaunen mussten wir Ihre Einlassungen gegenüber der „Rheinischen Post“ zur Kenntnis nehmen. Besonders der Satz „Die Anti-Parteien-Stimmung mancher Anhänger Joachim Gaucks ist gefährlich, denn wir brauchen Hunderttausende, die sich ehrenamtlich und freiwillig vor allem auf kommunaler Ebene für ihre Gemeinde engagieren und sich Zeit dafür nehmen“ ist vielen von uns übel aufgestoßen.

Halten Sie tatsächlich ein Engagement wie das unsere – und damit auch uns – für gefährlich? Ist Ihnen bekannt, dass eine dreistellige Zahl der Mitglieder unseres Forums auch aus Ihrer eigenen Partei stammt? Auch von der FDP sind mehrere hundert Parteimitglieder bei uns organisiert. Wollen Sie diesen Menschen, die eigentlich Ihrem Lager zugerechnet werden müssten, aber auch den vielen parteilosen oder in anderen Parteien organisierten Menschen ernsthaft unterstellen, sie zögen gegen die Parteiendemokratie ins Felde?

Sie und viele andere sollten nicht den Fehler machen, das Engagement von tausenden Bürgern dieses Landes als Angriff auf die demokratischen Fundamente unserer Gesellschaft zu werten. Das Gegenteil ist der Fall. Die Bürger dieses Landes können mehr als nur Plakate kleben und Werbebroschüren verteilen. Und sie fordern diese Teilhabe auch wieder ein!

Wenn sich selbst Parteimitglieder außerhalb klassischer Parteistrukturen engagieren, dann ist das ein Zeichen für eine lebhafte Demokratie. Die Durchlässigkeit über Parteigrenzen hinweg könnte ein Vorbild auch für die große Politik sein. Der Frust, der natürlich auch eine – wenn auch kleinere – Rolle spielt, wendet sich dabei nicht gegen „die Parteien“. Er wendet sich vielmehr gegen eine kleine Gruppe von Politikern in allen Parteien, die seit Jahren diesen Staat immer mehr als Verfügungsmasse für ihre eigene Karriereplanung sehen und dann die eigenen Fraktionen und Parteien mit machtpolitischen Daumenschrauben hinter sich zwingen.

In diesem Jahr ist am Beispiel des höchsten Staatsamtes einmal mehr deutlich geworden, dass dieses Denken selbst in einer so schwierigen Zeit, wie wir sie momentan erleben, die deutsche Politik dominiert. Gleichzeitig ist mit Joachim Gauck ein Kandidat auf den Plan getreten, mit dessen Wahl die Wahlmänner und –frauen deutlich machen könnten, dass sie sich eben nicht einzig und alleine von den Vorgaben aus Parteizentralen, sondern von ihrem Gewissen und ihrer Überzeugung leiten lassen. Die Umfrageergebnisse sprechen für sich.

Das alles geht nicht gegen Ihre Person. Für uns ist Joachim Gauck schlichtweg der bestmögliche Kandidat. Davon abgesehen werden wir als Demokraten natürlich jedes Wahlergebnis akzeptieren. Wir wünschen uns allerdings, dass dieses frei zustande kommt und nicht unzulässigerweise mit dem Fortbestand der Koalition oder sonstigen machtpolitischen Zielen verknüpft wird.

Ich würde mir wünschen, dass Sie sich mit unserem Anliegen zumindest einmal eingehender beschäftigen. Denn Sie können davon ausgehen, dass diese Art von Willensbekundung in den nächsten Jahren zunehmen wird. Vielleicht nutzen Sie dafür ja die Zeit, die sie bisher in die Fragen investiert haben, wo Ihre erste Reise hingehen soll, wann Sie Ihre erste Grundsatzrede halten wollen oder wer zu Ihrem Beraterstab gehören soll. Die Bürger dieses Landes würden sich darüber sicher freuen.

Mit freundlichen und zutiefst demokratischen Grüßen 
Ihr Christoph Giesa

Sonntag, 27. Juni 2010

Die Freiheit der Wahl

Wenn Parteispitzen in Deutschland einsame Entscheidungen treffen, nehmen sie in schöner Regelmäßigkeit danach ihre Fraktion, ihre Partei und indirekt sogar den Bürger in Geiselhaft. Wer nicht bereit ist, ihre vermeintlich „alternativlosen“ Entschlüsse mitzutragen, dem wird vorgeworfen, dass er oder sie damit die Handlungsfähigkeit der Regierung oder den Erfolg der Partei aufs Spiel setzen wolle und im Zweifel für die Konsequenzen gerade zu stehen habe. Genau so wird auch derzeit wieder gegenüber den liberalen und konservativen Wahlmännern und –frauen argumentiert, die mit dem Gedanken spielen, ihre Stimme in der Bundesversammlung nicht Christian Wulff sondern Joachim Gauck zu geben.

Dieses Vorgehen pervertiert allerdings eine ganz fundamentale Grundlage in einer Demokratie: die Freiheit der Wahl. Fraglos macht es in der Tagespolitik durchaus Sinn, dass Koalitionen stabile Gestaltungsmehrheiten haben und manche Entscheidungen auch von den Fraktionsmitgliedern mitgetragen werden, die vielleicht nicht immer vollständig übereinstimmen. Ohne ein gewisses Maß an Kompromissfähigkeit von allen Beteiligten wäre eine Demokratie handlungsunfähig. In der Frage der Bundespräsidentenwahl allerdings dürfen diese Überlegungen am Ende keine Rolle spielen.

Der Bundespräsident ist eine überparteiliche Institution. Natürlich wurde das Amt immer wieder an verdiente Parteipolitiker vergeben – unabhängig davon, welche Farben gerade die Mehrheit in der Bundesversammlung hatten. Allerdings waren die Mehrheitsverhältnisse dadurch klar, dass die Entscheidung zwischen den verschiedenen Kandidaten leicht fiel, da sie einem eindeutigen Lager zurechenbar waren und von diesem ohne größeres Murren unterstützt werden konnten. Das ist diesmal anders. Mit Joachim Gauck wurde von SPD und Grünen ein Kandidat nominiert, der dem schwarz-gelben Lager bei eingehender Betrachtung sogar näher steht, als dem rot-grünen. Er war schon 1999 und 2004 für das Amt im Gespräch – und zwar in den Reihen von Union und Liberalen. Die meisten Wahlmänner der FDP und viele von CDU und CSU würden sich normalerweise für Joachim Gauck entscheiden, wenn nicht die Parteispitzen die Wahl von Christian Wulff mit der Zukunft der Koalition verbinden würden.

Dieses Vorgehen zeugt von einem kruden Verfassungsverständnis führender Volksvertreter. Es wird daher Zeit, dass die Fraktionen und Parteien anfangen, diese Demokratie wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Nicht sie dürfen sich in die Verantwortung für offensichtliche Fehlentscheidungen ihrer Führungsspitzen nehmen lassen, die im vorliegenden Fall einmal mehr weder ein Empfinden für die Stimmung innerhalb der eigenen Parteien noch für die Stimmung bei den Bürgern hatten. Wenn Angela Merkel, Guido Westerwelle, Horst Seehofer und ihre engsten Führungszirkel mit ihren einsamen Entscheidungen ihre Parteien in eine Sackgasse geführt haben, müssen sie es auch sein, die sie mit verantwortlichem Handeln wieder herausführen. Und dieses Handeln muss die Entscheidung beinhalten, die Wahl freizugeben und sie nicht mehr unzulässigerweise mit der Zukunft der Koalition zu verknüpfen. Wer bestellt, bezahlt. Und wer glaubt, Entscheidungen über den Kopf der eigenen Mitglieder und Gremien hinweg treffen zu können, kann am Ende diese nicht in Sippenhaft nehmen.

Eine Wahl von Christian Wulff wäre ein mögliches Ergebnis. Wahrscheinlich ist dieses aber nicht. Würde Wulff allerdings in der derzeitigen Konstellation gewählt, hätte dies ganz unabhängig von seiner Person eine nachhaltige Beschädigung des Amtes und sogar der Demokratie zur Folge. Vor allem die FDP würde dafür zu Recht haftbar gemacht werden. Dabei spielt keine Rolle, dass natürlich auch die Nominierung Gaucks durch SPD und Grüne rein machtpolitischen und damit ähnlich zweifelhaften Motiven geschuldet ist. Jedem aufgeklärten Bürger wird mit Blick auf die FDP klar sein, wie die Wahlmänner sich bei einem zur Wahl stehenden Konservativen und einem Liberalen eigentlich entscheiden müssten – womit Gauck eine klare Mehrheit hätte. Die schon arg gebeutelte Partei droht so nach elf Jahren in der Opposition, in der das vor 1998 verspielte Vertrauen langsam wieder aufgebaut werden musste, auf unbefristete Zeit für weite Teile des Bürgertums in der Mitte der Gesellschaft unwählbar zu werden.

Dieses Szenario zu vermeiden ist die FDP-Parteispitze nun in der dringenden Pflicht. Es bleibt wenig Zeit. Sollte diese nicht genutzt werden, müssen es eben die liberalen Wahlmänner und –frauen richten, in dem sie sich freimachen von parteipolitischem Einfluss auf eine Wahl, bei der derartige Überlegungen keine Rolle spielen dürfen. Sie sollten dies nicht in der Art von Heckenschützen tun, sondern vielmehr mit offenem Visier kämpfen. Eine klare Ansage, dass sie sich rein nach ihrem Gewissen zu entscheiden gedenken und damit keine Aussage bezüglich des Fortbestands der Koalition verbunden sei, wäre die sauberste Lösung. Zumindest müssten aber Union und FDP dem Kandidaten Gauck die Türen öffnen und eine Vorstellung möglich machen. Wer dies aus Angst vor Abweichlern einem solchen Kandidaten verwehrt, tritt demokratische Prinzipien mit den Füßen.

Die Bürger würden im Falle einer Freigabe der Wahl, wie sie Kurt Biedenkopf gefordert hat, aufatmen. Sie würden sich vielleicht sogar ein klein wenig freuen, dass es doch noch aufrechte Politiker in diesem Land gibt. Und sie hätten das Gefühl, dass auch heute noch das als hohes Gut geschätzt wird, wofür Joachim Gauck und viele andere 1989 auf die Straße gegangen sind: die Freiheit der Wahl.

Samstag, 26. Juni 2010

Sonderzug nach Bellevue - Marc Bürger feat. Florian Scheffler

Bitte weiterverteilen über Twitter, Facebook etc!

Warum richtig ist, was wir tun…

In den letzten Tagen gab es an verschiedenen Stellen auch den einen oder anderen kritischen Kommentar, etwa zur Mailingaktion über die Plattform avaaz.org, die in unserer Facebook-Community heftig beworben und genutzt wurde. An dieser Stelle einmal ein paar Gedanken, weshalb ich trotzdem glaube, dass es richtig ist, was wir tun und wie wir es tun.

Ich habe an anderer Stelle über das seltsame Demokratieverständnis mancher Volksvertreter geschrieben. Das wird auch hier wieder deutlich. Der eine oder andere Abgeordnete hat sich bereits negativ zur großen Zahl gleichlautender Emails geäußert, die er bzw. sie in den letzten Tagen bekommen hat. In einem Fall fiel sogar das Wort „Gesinnungsterror“. Sind wir also zu weit gegangen? Mitnichten! Abgeordnete (und andere Wahlmänner) müssen damit rechnen, dass Ihnen der Bürger auch jenseits der Wahlkämpfe mitteilt, wie er von ihnen vertreten werden will. Das gefällt vielen nicht, ist aber Bestandteil unserer Demokratie. Ob nun tausend handgeschriebene Briefe oder tausend gleichlautende Mails über ein Online-Formular verschickt werden, ändert am Inhalt nichts: In beiden Fällen liegt eine eindeutige Aussage des Absenders vor. Nur weil man mit einer mechanischen Lösung die Transaktionskosten (sprich: den Aufwand), die jeder investieren muss, um mit seinem Wahlmann in Kontakt zu treten senkt, macht es die Willensbekundung jedes einzelnen Bürgers nicht weniger wert.

Davon abgesehen sind es offenbar einzig Wahlmänner und Wahlfrauen von CDU/CSU und FDP, die sich bisher beschwert haben. Und das obwohl die Mails an alle Wahlmänner, also auch die von SPD, Grünen, Linke und Freien Wählern geht. Könnte es also sein, dass die Kritik weniger mit der Aktion an sich als vielmehr mit der derzeitigen Gemengelage zu tun hat? Was würden die Wahlmänner sagen, wenn die Situation genau umgekehrt wäre? Ich behaupte, sie würden sich freuen und ggf. sogar unterstützen.

Insgesamt ist es übrigens schade, dass die Wahlmänner die Aktion als Angriff werten. Eigentlich sollten sie es als Bestärkung sehen, am 30. Juni nicht nach Parteibuch sondern nach dem Herzen zu wählen. Die Aktion soll auch sagen: Fürchtet Euch nicht vor Euren Parteioberen, wir stehen hinter Euch. Und wir sind viele!

Ich hatte übrigens gestern die Möglichkeit, mich mit dem von der SPD nominierten Wahlmann Sebastian Krumbiegel („Die Prinzen“) über die Aktion zu unterhalten. Er war fasziniert von den über hundert Mails, die er in den Stunden zuvor bekommen hat – und vor allem von der dahinter stehenden Aktion. Er ist kein Politiker. Und vielleicht scheint er genau deshalb in dieser Geschichte eher die Potenziale für neue Teilhabe als eine Bedrohung zu sehen…

Monika Maron im Deutschen Theater am 22. Juni 2010

Die Schriftstellerin Monika Maron erklärt, warum sie Joachim Gauck unterstützt.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Rede am 22.6. im Deutschen Theater in Berlin

Finde Deinen Wahlmann...


Du willst aktiv werden? Du willst, dass der Bundespräsident unabhängig von parteipolitischen Motiven gewählt wird? Du möchtest deiner Wahlfrau oder deinem Wahlmann daran erinnern, dass es in der Bundesversammlung keinen Fraktionszwang gibt?

Dann schalte doch im Lokalteil deiner Zeitung eine Anzeige und fordere deine Wahlfrau oder deinen Wahlmann auf am 30.6. in der Bundesversammlung in freier, gleicher und geheimer Wahl den besseren Kandidaten zu wählen.

Und so geht’s:
  1. Schau auf unserer Karte nach, wo in deiner Nähe eine Wahlfrau oder ein Wahlmann wohnt und wie er heißt. 

  2. Übernimm unseren vorgeschlagenen Anzeigentexte oder verfasse einen eigenen. 

  3. Ergänze den Text um den Namen deiner Wahlfrau bzw. deines Wahlmanns und unterzeichne ihn mit deinem (oder noch besser euren) Namen. 

  4. Ruf in deiner Lokalredaktion an und buche die Anzeige. 

  5. Schreib eine kurze Email an gauck.unterstuetzen@gmail.com, wann und wo du die Anzeige geschaltet hast, damit wir wissen, wo unsere UnterstützerInnen schon aktiv geworden sind.  

Dienstag, 22. Juni 2010

Rede von Joachim Gauck im Deutschen Theater in Berlin, 22.6.2010

Bürger - Künstler - Gauck am 25.6. im Radialsystem in Berlin - Kommt alle!

Vorrede zur Rede von Joachim Gauck am 22.6. im Deutschen Theater in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort!
 
Zunächst einmal wünsche Ich Ihnen allen von Herzen einen Guten Morgen und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Für die, die mich nicht kennen: Mein Name ist Christoph Giesa und ich bin einer von inzwischen über 34.000 Unterstützern der Kandidatur von Joachim Gauck bei Facebook, einem so genannten sozialen Netzwerk im Internet.

Über uns wurde viel geschrieben – und meistens werden wir einfach „die Netzgemeinde“ genannt. Aber dieser Begriff ist irreführend, denn eigentlich sind wir einfach 34.000 Bürger dieses Landes, die auf neue Art und Weise Ihren Willen kundtun, an der demokratischen Willensbildung teilnehmen und deutlich machen, wen sie sich als Bundespräsidenten wünschen. Viele von diesen Unterstützern sind in diesem Moment live über das Internet zugeschaltet und ich möchte von dieser Stelle herzliche Grüße senden.

Was in den letzten Tagen im Netz passiert ist, ist bisher ohne Beispiel in der Geschichte. Neben Demonstrationen wurden Filmprojekte gestartet, T-Shirts, Buttons, Fahnen und Teddybären gestaltet, Petitionen gestartet, Mailaktionen ins Leben gerufen – und das alles nicht gegen etwas, sondern für etwas bzw. jemanden. Die Kreativität der Menschen scheint unerschöpflich – und mit den sozialen Netzwerken haben sie endlich auch die Chance, diese jenseits von klassischer Parteiarbeit einzubringen. Und das über alle Altersgrenzen, soziale Milieus oder Lebensgeschichten hinweg.

Journalisten fragen mich regelmäßig: Wie kommt es dazu, dass ein Siebzigjähriger, der zugibt mit dem Internet nicht allzu viel am Hut zu haben, in der so genannten Netzgemeinde derart gefeiert wird. Die Antwort ist einfacher, als man denken würde. Die Währung des Netzes – und damit all der echten Menschen, die dahinter stehen – ist Authentizität. Und davon bringt die Persönlichkeit, derentwegen wir heute hier sind, eine Menge mit.

Genau diese Persönlichkeit ist es, die für die Menschen in der derzeitigen Lage den Unterschied macht. Denn diese Persönlichkeit steht mit ihrer Biografie für Rückgrat wie sonst kaum jemand in diesem Land.

Diese Persönlichkeit schafft es, klare Kante zu zeigen, Position zu beziehen – und trotzdem durch die Art und Weise, in der sie es tut, zu einen.

Diese Persönlichkeit steht für Intellektualität und Rhetorik, scharf wie ein Schwert.

Diese Persönlichkeit kennt die Macht des Wortes – und ist auch bereit gewesen, für die Freiheit auf die Straße zu gehen.

Das sind genau die Attribute, die sich die Menschen in dieser schwierigen Zeit vom höchsten Repräsentanten unseres Staates wünschen – und genau deswegen, gehen wir in diesen Tagen für diese Persönlichkeit auf die Straße. In Berlin, in Reutlingen, in München, in Mainz, in Chemnitz, in Dresden… Diese Persönlichkeit ist Joachim Gauck – so Gott will ab dem 30. Juni 2010 der nächste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Herr Gauck, Ihre Bühne!

Montag, 21. Juni 2010

Embedded Blogger

In erster Linie schreibe ich dieser Tage ja über Joachim Gauck, den Kandidaten, von dem ich mir wünschen würde, dass er nächster Bundespräsident dieses Landes wird. Parteiisch war ich vorher schon, mit dem heutigen Tage habe ich aber die letzte journalistische Distanz aufgegeben. Ich schreibe diese Zeilen gewissermaßen als „embedded“ Blogger, denn heute und morgen sitze ich in Berlin in einem Büro im Bonhoeffer-Haus gemeinsam mit den Menschen, die die Kandidatur von Joachim Gauck persönlich unterstützen.

Hintergrund sind die Veranstaltungen, die für den 22. (morgen) und 25.6. hier in Berlin geplant sind. Morgen wird Joachim Gauck im Deutschen Theater hier in Berlin die letzte große programmatische Rede vor der Bundespräsidentenwahl halten. Zu dieser Veranstaltung haben Unterstützer aus den verschiedensten Bereichen aufgerufen, nämlich die Schauspielerin Nina Hoss, die Schriftsteller Monika Maron und Uwe Tellkamp und stellvertretend für Netzaktivisten Rainer Ohliger, Ulrich Kasparick und meine Wenigkeit. Meine Hoffnung ist, dass diese Rede noch einmal einen richtig Schub bringt – und wenn ich sehe, wie hart hier gerade an den Inhalten gearbeitet wird, bin ich auch optimistisch, dass das klappt. Drückt die Daumen… danach dann mehr. Es gibt noch einige spannende Neuigkeiten zu berichten…

P.S.: Die Demo war ähnlich besucht wie die anderen auch. Es hat Spaß gemacht… wirklich. Und Vera Lengsfeld hat am Ende die richtigen Worte gefunden! In diesem Sinne: weiter machen!

Neuer Videogruß von Joachim Gauck

Samstag, 19. Juni 2010

Gedanken zu unserer Demokratie

Es ist mal wieder viel passiert in den letzten Tagen. Deutschland hat verloren und die Euphorie ist Realismus gewichen. Ähnlich geht es denen, die sich derzeit für Joachim Gauck engagieren. Die ersten Demos haben – teilweise auch aufgrund widriger äußerer Umstände – keine Massen bewegt. Aber sie waren trotzdem gut und wichtig, weshalb es auch unverdrossen weitergeht. Am Montag in Berlin, in den Tagen darauf in Marburg, Schwerin, München... Trotz der schönen medialen Erfolge gibt es aber auch negative Stimmen von Medienvertretern, aus Parteien oder von anderen Bloggern. Diese will ich zum Anlass nehmen, um ein paar Worte zu dieser unserer Demokratie an sich zu verlieren.

Was ist das für eine Demokratie, in der die Argumentation auf den Kopf gestellt wird?

Wie weit ist es in diesem Land gekommen, wenn man sich dafür rechtfertigen muss, dass man sich als Bürger für etwas engagiert, an das man glaubt? Wer hat denn bitte beschlossen, dass Meinungsäußerung nur noch den Parteien, Gewerkschaften und Verbänden überlassen wird? „Die Parteien wirken an der Willensbildung mit“ – das steht im Grundgesetz. Aber wie kann es dann sein, dass sich das Bürgertum damit arrangiert hat, dass sie die Willensbildung inzwischen komplett zu übernehmen scheinen? Brechen wir dieses Denken auf, machen wir uns frei von dem, was dieses Land in die Krise getrieben hat – nämlich die jahrzehntelange Gleichgültigkeit!
 
Wie weit ist es in diesem Land gekommen, wenn eine Demonstration, die eben keine Massen mobilisiert, aber bei der sich Menschen für ihre Überzeugung in den strömenden Regen stellen, von anderen als „blamabel“ bezeichnet wird? Andersrum wird ein Schuh draus. Wer sich nicht engagiert, sondern nur meckert und sich dann auch noch diebisch freut, wenn andere nicht den gewünschten Erfolg haben, blamiert sich. Geistige Heckenschützen braucht niemand. Wer so denkt, ist Teil des Problems, dass dieses Land hat. Wer sich so verhält muss ein trauriger Mensch mit einem noch traurigeren Selbstverständnis sein. Leider gibt es davon derzeit viele. Mehr als von denen, die sich engagieren. Aber das muss man nicht akzeptieren. Und noch weniger sollte man sich von diesen Menschen beeinflussen lassen. Sie sind nicht diejenigen gewesen, die dieses Land aufgebaut haben. Sie sind nicht diejenigen gewesen, die 1989 zusammen mit Joachim Gauck in Ostdeutschland auf die Straße gegangen sind. Und sie werden auch jetzt nicht diejenigen sein, die den Karren aus dem Dreck ziehen. Wir sollten sie nicht beachten, weil sie uns auf unserem Weg im Wege liegen. Haben wir Mitleid – aber setzen wir uns nicht mit denen auseinander, die nicht verstanden haben, dass eine Demokratie nur vom Mitmachen leben kann.
 
Was ist mit unserer Demokratie passiert, wenn diejenigen, die die Fehler machen, danach andere dafür in die Pflicht nehmen können? Angela Merkel und Guido Westerwelle haben sich in einem zutiefst undemokratischen Hau-Ruck-Verfahren auf Christian Wulff als ihren Kandidaten geeinigt. Wie so oft in letzter Zeit basierte diese Entscheidung auf einer Reihe von Fehleinschätzungen. Der Versuch, Ruhe in die Koalition zu bekommen, ist kläglich gescheitert, weil man sowohl die Reaktion der Öffentlichkeit, als auch die innerhalb der Parteien komplett falsch eingeschätzt hat. Anstatt allerdings auf die Unmutsäußerungen zu reagieren, wird der Spieß umgekehrt. Wer nicht bereit ist, sich als Wahlmann das Ergebnis einer undemokratischen Entscheidung diktieren zu lassen, wird beschuldigt, das Ende der Koalition riskieren zu wollen. Doch müsste es nicht genau andersrum sein? Müsste nicht die Partei am Ende eine demokratische Mehrheitsentscheidung treffen und im Zweifel ihre unfähigen Parteispitzen auswechseln? Eine Niederlage Gaucks wäre nicht zwangsläufig das Ende der Koalition, sondern das Ende von Angela Merkel, Guido Westerwelle und vielleicht noch einigen anderen. Die Überschneidungen zwischen Union und FDP sind groß genug, um noch drei Jahre Regierungszeit zu gestalten. Nur das Management schwächelt. In einem Unternehmen würde es ausgetauscht – in einer Demokratie muss dies umso mehr möglich sein.

Was wäre es für ein Zeichen für diese Demokratie, wenn am Ende dutzende Wahlmänner gegen ihre Überzeugung abstimmen würden? Wie soll man dann als Chef in einem Unternehmen noch Loyalität von seinen Mitarbeitern einfordern können, wenn selbst die Volksvertreter nicht mehr an ihr Gewissen gebunden sind? Wie soll man Menschen dazu bringen, die Grundwerte dieser Gesellschaft als gemeinsame Lebensgrundlage zu akzeptieren, wenn selbst diejenigen, die uns regieren, sich diesen nicht mehr verpflichtet fühlen. Wie soll man guten Köpfen erklären, dass sie in Deutschland bleiben sollen, anstatt auszuwandern, wenn sie sehen, dass unser Land über Parteigrenzen hinweg von Mittelmäßigkeit regiert wird?

Sollte Wulff Bundespräsident werden, nimmt diese Demokratie schaden. Nicht aufgrund seiner Person. Sondern aufgrund dessen, weil offensichtlich wird, dass die so genannten Volksvertreter eben nicht im Sinne des Volkes und noch nicht einmal nach ihrem eigenen Gewissen handeln, sondern sich einzig alleine als Steigbügelhalter für ein paar wenige Spitzenpolitiker gerieren. Ich will noch nicht glauben, dass dies tatsächlich so sein wird. Und deswegen halte ich mich an die aufrechten Wahlmänner und –frauen, die bisher schon deutlich gemacht haben, dass sie sich ihrem Gewissen entsprechend verhalten werden. Ich wünsche mir von Herzen, dass sie nicht alleine bleiben…

Kurzschluss

Ich kann nur schreiben, wenn der Kopf frei ist. Er ist es gerade nicht. So viele Gedanken und Eindrücke schwirren herum. Montag in Berlin, gestern in München. Menschen auf der Straße. Journalisten. Herr Giesa, wie kommt es dazu? Herr Giesa, sind sie enttäuscht? Herr Giesa, wie alt sind Sie? 32.710 Mitglieder in der Gruppe. Das sind 32.710 Gesichter. Echte Menschen. Dazwischen: meine Doktorarbeit. Tarifpolitik. Deutschland wird Fußballweltmeister. Oder doch nicht. Die da oben. Wir hier unten. Aber wir sind doch der Souverän! Morgen Hamburg. Wieder Menschen. Hände schütteln. Spannende Geschichten. Ehrliche Blicke. 1.679 Links. Videos. Nachrichten. Neue Freunde. Alte Bekannte. Liberales Denken von Menschen, von denen man es nicht erwartet. Und andersrum. Angst und Freude. Dieser Staat ist auch unser Staat. Und in welchem Staat wollen wir eigentlich leben. Dazwischen: Träume! Sommermärchen. Jubel am 30. Juni. Neue Aufbruchsstimmung in Deutschland. Alle packen mit an, alle haben teil. Freiheit. Und Verantwortung. Brücken, keine Mauern. Ich bin ich. Ich kann nicht anders. Aber ich bin gerade nicht alleine. Und gemeinsam sind wir viele. Auch wenn man sie nicht immer auf Fotos sehen kann. Morgen kann ich wieder atmen… jetzt muss ich schlafen.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Heute mal kein Kommentar...

Ihr Lieben,

heute reicht es einfach nicht mehr für einen Blog-Eintrag... die Batterien sind nach einem langen Tag ein wenig leer und ich werde jetzt gleich das Fußballspiel schauen und den Rechner nebenbei laufen lassen... damit aber trotzdem alle was zu gucken haben, hier ein kurzes Statement von Götz Galuba zu Joachim Gauck!

Dienstag, 15. Juni 2010

Update und kurze Stellungnahme zu ein paar Mythen

Bevor ich weiter unten noch ein paar Worte zu verschiedenen geäußerten Vorwürfen sagen will, erst einmal ein kurzes Update. Auch heute war wieder ein ereignisreicher Tag. Nach der Demo in Berlin gestern haben verschiedene Medien das Ereignis wohlwollend aufgenommen, so etwa Spiegel Online, das ZDF-Mittagsmagazin oder die Seite Politreport. Darüber hinaus habe ich heute dem RTL-Nachtjournal und dem ARD-NAchtmagazin Interviews zum Thema gegeben und soweit möglich Werbung für die nächsten Demos gemacht. Wer also gestern dachte, dass sich die Bewegung möglicherweise totlaufen könnte, hat sich getäuscht!

Nun noch ein paar kurze Worte zu verschiedenen (unterschwelligen) Vorwürfen, gerade auch für die, die noch nicht so lange dabei sind.

1. Vorwurf: Ich schmücke mich mit fremden Federn
Nein, das tue ich nicht. Ich weiß genau, für was ich verantwortlich bin und für was nicht. Ich habe weder bei der Organisation der Demonstrationen mitgewirkt, noch habe ich mit irgendwelchen Webseiten, Filmprojekten oder sonst etwas zu tun. Wann immer ich danach gefragt werde, sage ich das auch so. Dass die Presse das in Teilen ignoriert, weil es für sie spannender ist, eine Story personalisiert zu erzählen - umso mehr, weil ich auch noch ein FDP-Parteibuch habe - kann ich leider nicht ändern. Ich versuche, dem ganzen ein Gesicht zu geben und die Werte der Bewegung zu transportieren (pro und nicht contra, überparteilich). In den nächsten Tagen wird das Thema zunehmend unabhängig von meiner Person weiterlaufen. Und das ist auch gut so...

2. Vorwurf: Ich nutze die Initiative, um für die FDP zu werben
Das wurde zwar nur einmal gepostet, aber ich will es der Vollständigkeit halber trotzdem erwähnen. Ich verstehe zwar nicht, wie jemand darauf kommen kann, vor dem Hintergrund, dass ich den GEGENkandidaten unterstütze. Aber noch einmal fürs Protokoll: nein, ich mache hier sicher keine Werbung für die FDP, sondern für Joachim Gauck, der mir als aus tiefstem Herzen liberal denkendem Menschen mit seinem Einsatz für Freiheit und Verantwortung sehr nahesteht.

3. Vorwurf: Ich (bzw. auch die anderen Admins) übe Zensur in der Gruppe
Jeder kann ja für sich selbst definieren, was er oder sie unter Zensur versteht. Fest steht: eine Gruppe mit inzwischen 30.000 Mitglieder muss administriert und aktiv geleitet werden, wenn man Chaos vermeiden will. Gelöscht werden daher:
  • strafrechtlich relevante Inhalte (wir hatten schon Al Kaida-Unterstützer-Videos, rechtsradikale Inhalte und Beiträge zur "jüdischen Weltverschwörung)
  • beleidigende Beiträge (Von "Christian Wulff ist ein Arschloch" bis hin zu "Ihr seid doch alle dumm" hatten wir schon einiges...)
  • kommerzielle Inhalte (bei Pro-Gauck-Sortimenten machen wir Ausnahmen - alles andere, von der Werbung für Schokolade über Rapmusik bis hin zu nicht zum Thema gehörenden Buchbewerbungen wird gelöscht)
  • Alles was sich gegen nicht den Grundwerten der Gruppe widerspricht (pro und nicht contra, überparteilich), egal ob es gegen Gauck, eindeutig NUR gegen Wulff oder Jochimsen, gegen das Sparpaket oder Schwarz-Gelb oder gegen Rot, Grün oder Dunkelrot geht... Die Gruppe ist KEIN allgemeines Diskussionsforum, sondern eine Unterstützergruppe für Joachim Gauck. In einem Forum, in dem es um Fußball geht, werden auch keine Posts vom lokalen Schachclub geduldet. Und auf einer Versammlung zum Thema Windkraft wird auch niemand sich zum Thema  Reichensteuer oder Kita-Plätze äußern dürfen, ohne dass Gegenwind kommt. Und genauso verhält es sich hier... das hat nichts mit Zensur zu tun, sondern ist selbstverständlich. Zum konkreten Fall eines Mitglieds Namens Tjaden, der sich öffentlich folgendermaßen geäußert hat:
    [...]
    Was ist geschehen? Unter xxx habe ich ein blog eingerichtet. Wie ich das gestalte, ist wohl meine Sache. Täglich veröffentliche ich nicht nur meine Gedanken über die Wahl des Bundespräsidenten, auch Werbung für besagtes Buch und für Fan-Artikel habe ich dort untergebracht.

    Wenn ich nun die Neuigkeiten in meinem blog auf den Facebook-Seiten für Joachim Gauck verlinke, erscheint stets auch das Cover meines Buches. Das kann ich nicht ändern. Hat mir aber Unmut eingebracht.
    [...]

    Jeder Facebook-Nutzer weiß, dass diese Aussage falsch ist. Natürlich kann man das ändern. Herr Tjaden hat inhaltlich wenig beigesteuert. Seine Posts beschränkten sich auf das Niveau a là "Ich bin für Gauck" um sein Buch mehrfach am Tag platzieren zu können. Er wurde von verschiedenen Admins erst angeschrieben, dann im Forum abgemahnt. Eine Antwort haben wir nicht erhalten, dafür hat er eine mit Falschaussagen gespickte Pressemitteilung geschrieben. Nun kann sich jeder ein eigenes Bild machen...
4. Vorwurf: Ich nutze die Facebook-Seite zur Beförderung meines Buches
Dieser Blog ist mein privater Blog, den es lange vor der Kandidatur von Joachim Gauck gab. Natürlich habe ich hier über mein Buch geschrieben und natürlich habe ich diese Posts auch nicht gelöscht. Dass mein Buch nach 15-monatiger Arbeit gerade jetzt rauskommt, ist Zufall. Ich habe sämtliche Marketingaktivitäten dafür vorerst zurückgestellt (und zwar bevor irgendjemand etwas gesagt hat), allerdings zweimal auf Textstellen in meinem Buch Bezug genommen, die zu der aktuellen Situation passen (hier und hier). Dazu stehe ich auch und ich halte das nicht für illegitim. Ich habe aber nie im Forum offensiv für mein Buch Werbung gemacht und werde das natürlich auch in Zukunft nicht tun. Und glaubt mir... reich wird man mit so einer Sache sowieso nicht. Davon abgesehen biete ich folgendes an: Sollte jemand bis morgen Abend das Buch auf der Verlagsseite bestellen, werde ich den gesamten Gewinn (€ 8,51 ich runde auf € 10) an "Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.", wo Joachim Gauck Vorsitzender ist, spenden - unabhängig davon, ob der Besteller von hier oder anders auf das Buch aufmerksam wurde. Spätestens dann kann mir keiner mehr vorwerfen, mich daran bereichert zu haben ;-) Den Beleg werde ich dann zum Beweis hier einstellen... 

Ich hoffe, dass sich damit die Diskussionen wieder dem eigentlichen Thema zuwenden werden... In diesem Sinne Euch allen einen schönen Abend!



Montag, 14. Juni 2010

Die erste Demo – Ein ehrliches Resumée

Heute fand die erste Demo für Joachim Gauck als Bundespräsidenten in Berlin statt. Die Marschroute führte vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor. An der Demo nahmen ehrlich geschätzt 50 bis 60 Leute teil. Auch wenn kolportiert wird, dass die Aktion ein Reinfall war: diese Lesart ist falsch. Ich will das nachfolgend begründen, um auch deutlich zu machen, dass es hier keinesfalls um reine Schönfärberei geht.
  1. Eine Demonstration – so sie denn nicht gerade 20.000 Teilnehmer oder mehr hat – ist nicht alleine erfolgreich durch die Zahl von Teilnehmern, sondern auch durch die Presseresonanz. Ohne dass wir allzu viel dafür getan hätten, waren fünf Kamerateams und einige Radioreporter vor Ort, die das Treiben mit positiver Grundstimmung begleitet haben. Ich behaupte: die Berichterstattung wird keine Enttäuschung werden, weil die Journalisten gemerkt haben, dass es eine höchst positive Grundstimmung gibt, die die Bewegung weiter tragen wird und daher zu etwas besonderem macht.

  2. Enttäuscht kann nur jemand sein, der hohe Erwartungen hat. Ich persönlich habe nicht mit einer vierstelligen oder hohen dreistelligen Zahl gerechnet (dachte aber schon, dass wir ein paar mehr würden). Woher auch, war doch die Zeit zur Mobilisierung denkbar knapp (Gauck wurde vor gerade einmal zehn Tagen nominiert!). Am Donnerstag werden – auch getragen von der Berichterstattung der nächsten Tage – in verschiedenen Städten in Deutschland Menschen auf die Straße gehen und sich positionieren. Ich bin gespannt, was etwa auf dem Stachus in München los sein wird. Meine These: da wird eine höhere Zahl von Menschen zusammenkommen und am nächsten Montag werden wir dann sehen, wie sich das auf Berlin auswirkt.

  3. Man macht keinen Fehler zweimal. Neben der kurzen Vorlaufzeit war etwa auch der Treffpunkt nicht optimal, weil sehr schwer zu finden. Darüber hinaus war die Zeit etwas ungünstig. Nicht nur, dass Fußball parallel lief (das ist dieser Tage kaum zu vermeiden). Vielmehr ist 18 Uhr an einem Montagabend in Berlin schlichtweg etwas zu früh – gerade für die typischen Mitglieder der Netzgemeinde, die eben keine Nine-to-Five-Jobs haben. Das soll keine Kritik am Organisationsteam sein. Besser geht immer – und Ihr wart die ersten!!! Vielmehr geht es darum, die Potenziale auch für die nächsten Tage aufzuzeigen. Da geht noch was… 

  4. Es war schon deswegen kein Debakel, weil die, die da waren, da waren. Oder anders gesagt: Jeder, der für seine Meinung einsteht, setzt ein Zeichen. Zumal es für eine positive Zielsetzung ist. Niemand muss sich schämen dafür, dass er diese Demokratie zu einer lebhaften macht. Jeder von uns hatte 500 Menschen an seiner Hand – denn die 30.000 im Netz haben vielleicht nicht an der Demo teilgenommen. Aber sie haben mit ihrem Beitritt zur Gauck-Unterstützer-Gruppe ein Zeichen gesetzt, dass Sie unser Anliegen unterstützen.


In diesem Sinne: ärgert Euch nicht, seid nicht enttäuscht. Das wäre falsch. Und das sage ich aus Überzeugung, denn ich tue weder das eine noch das andere. Ich habe heute Abend tolle Menschen persönlich kennengelernt, die ich vorher nur aus dem Netz kannte. Einige haben lange Anfahrtswege in Kauf genommen, um dabei zu sein. Und jeder hat eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen, warum er oder sie für Joachim Gauck ist. Jeder einzelne dieser Gründe ist es wert, die nächsten Tage nicht nachzulassen, sondern vielmehr weiterhin motiviert zur Tat zu schreiten! Also: Wir sehen uns draußen… und ich wünsche Euch eine gute Nacht!

Die erste Demo – Ein ehrliches Resumée

Heute fand die erste Demo für Joachim Gauck als Bundespräsidenten in Berlin statt. Die Marschroute führte vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor. An der Demo nahmen ehrlich geschätzt 50 bis 60 Leute teil. Auch wenn kolportiert wird, dass die Aktion ein Reinfall war: diese Lesart ist falsch. Ich will das nachfolgend begründen, um auch deutlich zu machen, dass es hier keinesfalls um reine Schönfärberei geht.
  1. Eine Demonstration – so sie denn nicht gerade 20.000 Teilnehmer oder mehr hat – ist nicht alleine erfolgreich durch die Zahl von Teilnehmern, sondern auch durch die Presseresonanz. Ohne dass wir allzu viel dafür getan hätten, waren fünf Kamerateams und einige Radioreporter vor Ort, die das Treiben mit positiver Grundstimmung begleitet haben. Ich behaupte: die Berichterstattung wird keine Enttäuschung werden, weil die Journalisten gemerkt haben, dass es eine höchst positive Grundstimmung gibt, die die Bewegung weiter tragen wird und daher zu etwas besonderem macht.
  2. Enttäuscht kann nur jemand sein, der hohe Erwartungen hat. Ich persönlich habe nicht mit einer vierstelligen oder hohen dreistelligen Zahl gerechnet (dachte aber schon, dass wir ein paar mehr würden). Woher auch, war doch die Zeit zur Mobilisierung denkbar knapp (Gauck wurde vor gerade einmal zehn Tagen nominiert!). Am Donnerstag werden – auch getragen von der Berichterstattung der nächsten Tage – in verschiedenen Städten in Deutschland Menschen auf die Straße gehen und sich positionieren. Ich bin gespannt, was etwa auf dem Stachus in München los sein wird. Meine These: da wird eine höhere Zahl von Menschen zusammenkommen und am nächsten Montag werden wir dann sehen, wie sich das auf Berlin auswirkt.
  3. Man macht keinen Fehler zweimal. Neben der kurzen Vorlaufzeit war etwa auch der Treffpunkt nicht optimal, weil sehr schwer zu finden. Darüber hinaus war die Zeit etwas ungünstig. Nicht nur, dass Fußball parallel lief (das ist dieser Tage kaum zu vermeiden). Vielmehr ist 18 Uhr an einem Montagabend in Berlin schlichtweg etwas zu früh – gerade für die typischen Mitglieder der Netzgemeinde, die eben keine Nine-to-Five-Jobs haben. Das soll keine Kritik am Organisationsteam sein. Besser geht immer – und Ihr wart die ersten!!! Vielmehr geht es darum, die Potenziale auch für die nächsten Tage aufzuzeigen. Da geht noch was… 
  4. Es war schon deswegen kein Debakel, weil die, die da waren, da waren. Oder anders gesagt: Jeder, der für seine Meinung einsteht, setzt ein Zeichen. Zumal es für eine positive Zielsetzung ist. Niemand muss sich schämen dafür, dass er diese Demokratie zu einer lebhaften macht. Jeder von uns hatte 500 Menschen an seiner Hand – denn die 30.000 im Netz haben vielleicht nicht an der Demo teilgenommen. Aber sie haben mit ihrem Beitritt zur Gauck-Unterstützer-Gruppe ein Zeichen gesetzt, dass Sie unser Anliegen unterstützen.

In diesem Sinne: ärgert Euch nicht, seid nicht enttäuscht. Das wäre falsch. Und das sage ich aus Überzeugung, denn ich tue weder das eine noch das andere. Ich habe heute Abend tolle Menschen persönlich kennengelernt, die ich vorher nur aus dem Netz kannte. Einige haben lange Anfahrtswege in Kauf genommen, um dabei zu sein. Und jeder hat eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen, warum er oder sie für Joachim Gauck ist. Jeder einzelne dieser Gründe ist es wert, die nächsten Tage nicht nachzulassen, sondern vielmehr weiterhin motiviert zur Tat zu schreiten! Also: Wir sehen uns draußen… und ich wünsche Euch eine gute Nacht!

Sonntag, 13. Juni 2010

Warum die FDP-Wahlmänner Gauck wählen werden

In den letzten Tagen wurde viel geschrieben, was die Wahrnehmung beförderte, dass der Fortbestand der schwarz-gelben Koalition davon abhängt, dass Christian Wulff am 30. Juni zum Bundespräsidenten gewählt wird. Ich selbst habe diese Ansicht vor einigen Tagen auch noch vertreten. Inzwischen sehe ich das Ganze allerdings etwas differenzierter. Davon abgesehen, dass ein Bruch der Koalition nach einer gescheiterten Kandidatur Wulffs mit Sicherheit nicht alleine aus diesem Grund geschehen würde, sondern vielmehr aufgrund einer Summe von Vorfällen, die sich über die letzten Monate ereignet haben: Ich glaube aus einem ganz bestimmten Grund nicht daran. Bedenkt man die Ausgangssituation, gibt es kein Szenario indem einer der drei Partner durch einen Bruch der Koalition besser gestellt wäre. Denn:
  • Ein Wechsel auf einen anderen Partner ist weder für die Union noch für die FDP möglich. Die FDP hätte mit SPD und Grünen schlichtweg keine Mehrheit (anders als in der Bundesversammlung). Die Union könnte zwar theoretisch mit der SPD regieren. Letztere hat aber vor dem Hintergrund der aktuellen Umfragen kein Interesse, Angela Merkel den Pelz zu retten.
  • Sollte es zu Neuwahlen kommen, müssten sowohl die Union als auch die Liberalen mit massiven Einbußen rechnen, weshalb alle ein großes Interesse an der Fortführung der Koalition haben.
  • Die verfassungsrechtlichen Hürden für Neuwahlen sind in Deutschland relativ hoch. Einer Auflösung des Parlaments muss ein eine gescheiterte Vertrauensfrage vorausgehen. Vor den o.g. Hintergründen hat aber kein Abgeordneter von Union oder FDP ein Interesse, diese scheitern zu lassen. Selbst wenn die Koalitionsspitzen nicht mehr miteinander könnten, wäre nicht sicher, dass eine Vertrauensfrage tatsächlich scheitern würde.
Meiner Meinung nach geht es auch eigentlich bei den Aussagen nicht um die Koalition an sich. Die rein inhaltlichen Überschneidungen der Koalitionäre wären weitreichend genug, um die nächsten drei Jahre gemeinsam zu gestalten. Eigentlich geht es dem Spitzenpersonal nur um das Spitzenpersonal, also um sich selbst. Sollte Wulff scheitern, scheitern auch Merkel, Westerwelle und Seehofer. Und möglicherweise wird es den einen oder anderen von ihnen auch den Kopf kosten. Für die Wahlmänner sollte das kein Grund sein, am 30. Juni der Parteidisziplin zu folgen und nicht ihrem Herzen. Denn diejenigen, die sie damit schützen würden, sind diejenigen, die sie mit falschen Entscheidungen erst in diese unappetitliche Situation gebracht haben. Das erkennen viele der FDP-Wahlmänner derzeit – und deswegen werden einige von ihnen sicher Gauck wählen.

Vielleicht ginge es der Koalition besser, wenn der eine oder andere am Ende seinen Hut nähme. Und Christian Wulff… nunja. Der würde wohl einfach Ministerpräsident bleiben… und bis 2013, wenn die nächsten Wahlen anstehen, kann er ja Bewerbungen schreiben…

Freitag, 11. Juni 2010

Gestern Lena, morgen die Fußballnationalmannschaft – und dazwischen Joachim Gauck

Es ist schon wieder viel passiert in den letzten 24 Stunden. Kontakte mit den Agenturen DAPD und dpa, den Tagesthemen, der Zeit, stern.de und freiewelt.net (danke an Friedrich Christian Haas für den Einsatz im Hintergrund) und dazwischen noch ein bisschen arbeiten. Ab nächster Woche habe ich frei – ich werde also bis zum 30. Juni Vollzeit Gauckianer! Die Welle rollt weiter…

Gerade sitze ich gemeinsam mit Manuel Koelman im Zug von Frankfurt nach Hamburg. Die Deutsche Bahn ist so nett und gibt das Halbzeitergebnis von Südafrika gegen Mexiko durch. Und ich frage mich: ist die Euphorie eigentlich überhaupt noch steigerbar? Seit Lena ist das Land berauscht von dem, was möglich ist, wenn man für einen nationalen Auftrag zusammenarbeitet, obwohl man miteinander konkurriert (ARD und ZDF). Dasselbe gilt auch für die Fußballnationalmannschaft. Selbst diejenigen, die am Ende auf der Bank Platz nehmen müssen, leisten ihren Beitrag für den Erfolg der Mannschaft, indem sie ihre internen Konkurrenten unterstützen. Und wie ist das in der Politik?

Ich wünsche mir für den 30. Juni geschlossene Reihen. Und zwar über alle Parteigrenzen hinweg, für Joachim Gauck. Damit es wieder voran geht in diesem Land muss der Zusammenhalt gestärkt werden. Dafür steht Joachim Gauck – einen nicht teilen.

Die Euphorie darf nicht aufhören. Gestern hat Lena den Eurovision Song Contest gewonnen, morgen gewinnt Deutschland die Weltmeisterschaft. Und dazwischen wird Joachim Gauck unser Bürgerpräsident!

YEBO!

Donnerstag, 10. Juni 2010

Glaubt nicht, es wäre vorbei!

Gestern war mein Blogbeitrag darauf zugeschnitten, denjenigen, die dachten, dass der Hype schon wieder vorbei und die Bewegung schon tot wäre, Mut zu machen. Heute brauche ich das gar nicht. Joachim Gauck hat es persönlich getan. Und wie.

Wer diese anderthalb Minuten auf sich wirken lässt, kann nicht umhin: Joachim Gauck ist die richtige Person für das Amt des Bundespräsidenten. Er strahlt Demut und Neugierde, Optimismus und Ruhe, Glaubwürdigkeit und Erfahrung aus. Was für ein Typ! Seine Art könnte Deutschland helfen, in stürmischen Zeiten zur Ruhe zu kommen. Und ganz nebenbei würden auch die Weihnachtsansprachen vermutlich wieder zu einem echten Happening. Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt. Und danach sing Lena die Nationalhymne… oder so ähnlich.

Liberale für Konservative?

Darüber hinaus kam mir heute eine Frage in den Sinn, für die ich bisher keine Antwort gefunden habe: Welcher Grund kann für Menschen, die aus tiefstem Herzen und im ursprünglichsten Wortsinne liberal sind (ja, die gibt es durchaus in der FDP, ich würde mich selbst dazu zählen wollen) so stark sein, dass Sie sich bei der Wahl zwischen einem Konservativen und einem Liberalen für Ersteren entscheiden? Nun ja… ich hoffe, dass sich viele FDP-Wahlmänner und –frauen diese Frage auch stellen und genauso wenig eine Antwort finden. Dann fällt die Entscheidung leicht. Strafaktionen von der Basis braucht deswegen keiner erwarten, denn die ist sowieso mehrheitlich für die Person, die wie keine andere in der BRD für den Gleichklang von Freiheit und Verantwortung steht – nämlich Joachim Gauck!

Ansonsten lege ich allen noch den Artikel von heute.de ans Herz – hier – und na-ürlich die Seite mit allen Infos zu den geplanten Demos – hier. Am Montag geht’s los, also schonmal brav Urlaub einreichen oder Schicht tauschen, Gauck-Portrait aufs Lieblings-T-Shirt und Sprechgesang üben!
 
Euch allen einen wunderschönen Abend!!!

Ein Dankeschön von Joachim Gauck an die Netzgemeinde

Wie könnte man besser beweisen, dass wir etwas bewegen können? Und wie könnte man besser beweisen, dass Joachim Gauck der richtige Mann für das höchste Amt im Staat ist?

Es wird konkret! - Die Bewegung lebt mehr denn je...

Der heutige Tag (Dienstag) war ruhiger als die vergangenen. Zumindest was die mediale Aufmerksamkeit angeht. Ganz ehrlich: ich bin nicht ganz unglücklich darüber. Das Tempo der letzten Tage hätten wir nicht weitergehen können, immerhin sind doch die meisten von uns beruflich stark eingebunden. Wichtig ist, dass es insgesamt vorangeht. Und das ist der Fall, wie die folgenden Beispiele beweisen:

Demos:

Die Webseite http://demos-fuer-gauck.de ist online. Dort können sich Organisatoren für den geplanten bundesweiten Aktionstag am 17. Juni (das Datum ist kein Zufall) zusammenfinden, um dezentral Demos zu planen. Blanko-Werbemittel sind auch in Arbeit, das Plakat sieht man hier rechts (danke Eichfelder!). Ein riesiges Dankeschön an die Initiatoren!

Darüber hinaus habe ich gerade die Einladung für die erste von drei geplanten Montagsdemos in Berlin erhalten:

Bürger für Gauck - Montagsdemonstration

Wir möchten Sie hiermit herzlich einladen, an der Montagsdemonstration für den Präsidentschaftskandidaten Joachim Gauck teil zu nehmen.
Es geht uns um eine Sympathiebezeugung für den Kandidaten aus der Mitte der Gesellschaft auf breiter, überparteilicher Basis.
Da wir als Bürger leider keinen unmittelbaren Einfluss auf die Auswahl der Kandidaten haben, noch selber an der Abstmmung teil nehmen dürfen, verstehen wir die Demonstration als

Möglichkeit der Darstellung unserer Interessen, bunt und mit Kind und Kegel, ohne Parteiabzeichen und ohne Parteifarben, auch nicht rot oder grün, keine Partikularinteressen.

Dafür wollen wir an den folgenden drei Montagen bis zur Wahl des Präsidenten in der Bundesversammlung Ende Juni demonstrieren.

Start: Montag, 14.06.2010 um 18.00 Uhr

Wegstrecke:

- Treffpunkt Alexanderplatz, hinter dem Kaufhaus an der Karl-Liebknecht-Str.
- Karl-Liebknechtstr.
- Unter den Linden
- Endpunkt Pariser Platz

Anmelder im Sinne des Anmeldeblatt für Versammlungen und Aufzüge, hrsg vom Polizeipräsidenten in Berlin: Thomas Doetsch
Ich hoffe auf viele Teilnehmer und wünsche viel Erfolg! Auf Facebook findet sich die Veranstaltung auch hier.

Unterstützung/Aktionen:

Professionelle Unterstützung für den Umgang mit der Presse bekommen wir vom PR-Profi und mehrfachen deutschen PR-Preis-Gewinner, Hasso Mansfeld (www.hassomansfeld.com). Er ist Stadtrat für die FDP in Bingen und glühender Gauckianer!

Bemerkenswert finde ich auch, dass Joachim Gauck inzwischen an den Laternenpfahlen dieser Republik beginnt, Ursula von der Leyen (auch bekannt als Zensursula) abzulösen. Siehe Bilder (geschossen von Robert Berlin).

Soweit mir bekannt soll es eine offizielle Reaktion des Kandidaten auf die im zuteil gewordene Unterstützung hier im Netz geben. Wir dürfen alle gespannt sein. Sicher ist: unsere Aktivitäten werden verfolgt und wir werden in Berlin und dem Rest der Republik gehört!

Presse:

Obwohl relativ ruhig, gab es doch den einen oder anderen Erfolg zu vermelden. So berichtete etwa die Welt hier und der Tagesspiegel hier – dass ich Mitglied in der Brezelgruppe bin, hatte ich zwar verdrängt. Aber ich stehe dazu… ;-)

Darüber hinaus haben sich die Tagesthemen gemeldet und in Erwägung gezogen, einen Beitrag zu bringen. Für Dienstag wurde daraus nichts mehr, aber wir sind auf dem Schirm und haben es mit einer guten Entwicklung selbst in der Hand. Das würde noch einmal einen Turbo zünden… Dasselbe erwarte ich übrigens für sämtliche prominenten TV-Auftritte von Joachim Gauck. Je mehr Menschen in bessere kennenlernen, desto stärker werden wir, keine Frage!

Insgesamt gilt weiterhin: Ich lehne jegliche Presseanfrage ab, die Stellungnahmen zur Parteipolitik verlangt. Wir sind so stark und erfolgreich, weil wir zwei Leitsätze immer beherzigt haben:
  1. Wir sind FÜR Gauck und nicht gegen etwas.

  1. Wir sind überparteilich und versammeln daher Parteimitglieder ALLER demokratischen Parteien ebenso wie Parteilose.


Wenn wir uns daran halten, können wir Geschichte schreiben!

Aufruf:

Bleiben wir am Ball. Daher mein Aufruf für den Mittwoch: gewinnen wir Mitglieder proaktiv! Drückt den Share-Button bei diesem Eintrag und auf der Gruppenseite ganz links unten! Wenn jeder auch nur im Laufe des Tages auch nur ein neues Mitglied wirbt, dann schaffen wir noch vor dem Wochenende die 50.000 ;-)

Mittwoch, 9. Juni 2010

„Joachim Gauck als Bundespräsident“ - Wie es weitergeht…

Heute war ein guter Tag für das Projekt „Gauck for President“. Genauso wie gestern. Und vorgestern. 
 
Und morgen?

Obwohl fast alle großen Online- und Printmedien in den letzten Tagen über die Netzinitiativen berichtet haben und wir es fast geschafft hätten, uns innerhalb von nur 24 Stunden zu verdoppeln (von 10.000 auf 20.000 Mitglieder), muss man realistisch bleiben: Noch ist nichts gewonnen und es wird sicher in den nächsten Wochen auch noch die eine oder andere Enttäuschung geben. Aber wie es auch Joachim Gauck mit seiner Biografie zeigt: Rückschläge dürfen einen nicht daran hindern, nach vorne zu schauen. Und das will ich an dieser Stelle versuchen. Die Frage, die sich viele Mitglieder stellen, ist so einfach, wie die Antwort darauf kompliziert ist:

Wie bringen wir die Bewegung auf die Straße?

Ich habe im Laufe des Dienstags mit ganz verschiedenen engagierten Mitgliedern gesprochen und an Telefonkonferenzen teilgenommen. Ohne auf alle en detail eingehen zu können muss ich sagen: Respekt! Es ist unglaublich, was sich in diesen Tagen an kreativer Energie in dieser Gruppe gesammelt hat und es ist mir eine unheimliche Freude, zu sehen, wie sich die dahinterstehenden (einander wildfremden) Menschen nun vernetzen. Grafiker und It-Manager, Lehrer und Geschäftsführer, Linke, Liberale, Grüne, CDUler und SPDler, Männer und Frauen, die zwar unglaublich heterogen in ihrer Persönlichkeit sind, aber doch ein gemeinsames Ziel haben. Die Überparteilichkeit und der positive Ansatz, FÜR und nicht gegen etwas zu sein, macht uns so stark – und dabei soll es auch bleiben! Ich weiß aus Gesprächen mit Menschen aus dem Umfeld des von uns unterstützten Kandidaten, dass dieser sich riesig über diesen unerwarteten Support freut. Nun gilt es, diesen am Laufen zu halten, zu professionalisieren und zu erweitern.

Für diese Zielsetzung wird Facebook nur eine (sehr nützliche) Plattform, gewissermaßen ein Sammelbecken sein können. Die Arbeit wird dezentral geleistet, die Vernetzung erfolgt virtuell. Hier ein kleiner Überblick über laufende Projekte und neue Ideen:
  • Es gibt immer noch die beiden Online-Petitionen hier und hier.
  • Darüber hinaus gibt es auch andere Seiten, die versuchen, die zur Verfügung stehenden Quellen zu ordnen, wie etwa „Go for Gauck“.
  • Derzeit in Planung sind bundesweite Demonstrationen am 17. Juni (nein, das Datum ist kein Zufall) – mehr Infos dazu gibt es hier – Ansprechpartner dafür ist ein Team um Rainer Ohliger  und andere, die sich über Unterstützung freuen. Vorschläge für prominente und gute Redner sind vermutlich gern gesehen…
  • Auch Flashmobs sind denkbar – um diese erfolgreich zu gestalten, sollte man allerdings die Presse rechtzeitig ins Boot holen und SICH RECHTLICH VORHER KUNDIG MACHEN!
  • Ob es zu einer Großveranstaltung kommen kann/wird, ist derzeit noch unklar. Als Datum steht der 26.6. in Berlin im Raum. Die Umsetzbarkeit wird vermutlich auch von der weiteren Entwicklung der Unterstützung abhängen. Kontakte sind aber bereits geknüpft, Ideen gesammelt, Gespräche laufen.
  • Es gibt auch einige Mitglieder, die überlegen, ein Konzert auf die Beine zu stellen – siehe hier.
  • Darüber hinaus ist es möglich, seine lokalen Bundes- und Landtagsabgeordneten von CDU/CSU, FDP und Linkspartei anzuschreiben und um ihre Stimme für Joachim Gauck in der Bundesversammlung zu bitten. Erste Ideen ebenfalls hier. Wichtig dabei: möglichst persönlich und konstruktiv formuliert!
Grundsätzlich gilt: Jede Aktion ist gut! Vor allem, wenn die regionale Presse diese aufgreift, denn das sind die Medien, die auf die Wahlkreisabgeordneten den größten Druck aufbauen können. Ich werde gemeinsam mit einigen sehr engagierten Mitglieder versuchen, weiterhin einen engen Kontakt zu den Medien zu halten. Ob das erfolgreich ist, liegt dabei an uns alleine. Je schneller wir wachsen, desto interessanter und stärker wird die Bewegung. Ziel muss es sein, baldmöglichst sechsstellig zu sein. Ein Fünftel davon ist geschafft und wenn wir das Tempo aufrecht erhalten können, dann schaffen wir das… also weiterhin Freunde einladen und dafür sorgen, dass es am 30.6. heißt: And the winner is Joachim Gauck.“

Dienstag, 8. Juni 2010

Was ich mir wünsche...

Ich feiere dieses Jahr einen runden Geburtstag. Das wird ein großes Fest – und das ist mir eigentlich schon genug. Denn ich wünsche mir normalerweise nicht viel. Und wenn, dann arbeite ich selbst dafür.

Dieser Tage allerdings habe ich einige Wünsche. Einer davon heißt: Ich will, dass an meinem Geburtstag der Bundespräsident dieses Landes Joachim Gauck heißt. Ich wünsche mir auch, dass er von einer breiten Mehrheit der Wahlmänner und –frauen gewählt wird. Und ich wünsche mir, dass das Ganze so abläuft, dass dabei alle ihr Gesicht wahren können, um sich danach wieder gemeinsam darum zu kümmern, Deutschland und Europa zukunftsfähig zu machen – und die Menschen dabei mitzunehmen.

Damit all diese Wünsche erfüllt werden können, muss ein ganz bestimmter Mensch in diesem Land Verantwortung übernehmen. Und dieser Mensch heißt Christian Wulff. Um es auch an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich zu sagen: Ich habe nichts gegen Herrn Wulff als Person. Noch nicht einmal als Politiker kann ich ihm grobe Verfehlungen vorwerfen. Ich möchte nur nicht, dass er mit seiner Biografie – nämlich der eines Parteipolitikers – Staatsoberhaupt wird, wenn es einen so viel besser geeigneten Kandidaten für dieses Amt gibt.

Herr Wulff ist der einzige, der noch dafür sorgen kann, dass die ganze Geschichte so abgeht, dass nicht noch tiefere Gräben durch die Republik gerissen werden. Ich bin mir sicher, dass er insgeheim morgens vor dem Spiegel steht, sich selbst tief in die Augen schaut und sich denkt, dass er auch gerne in einem Land leben würde, in dem Joachim Gauck Bundespräsident ist. Vor sechs Jahren und vor elf Jahren hätte er ihn vermutlich gewählt. Das sollte er auch 2010 tun.

Mir ist bewusst: Dieser Wunsch wird sich vermutlich nicht erfüllen. Aber zumindest habe ich ihn geäußert. Wenn die etablierten Politiker verstehen wollen, was hier derzeit passiert, sollten sie sich bewusst machen, dass es gerade nicht nur darum geht, wer am Ende Bundespräsident wird. Die Volksseele kocht schon seit längerem und macht sich mithilfe des Netzes jetzt mit einem lauten Knall bemerkbar. „Gebt mir meinen Staat zurück, dann bin ich auch bereit, mich einzubringen“, scheint die Netzgemeinde gerade zu signalisieren. Es bleibt zu hoffen, das diese Signale von irgendjemandem in Berlin (oder zumindest in Hannover) gehört werden.

Montag, 7. Juni 2010

Geschichte passiert - jetzt

Vor nicht einmal einer Woche habe ich diese Gruppe gegründet, die Nominierung von Joachim Gauck als Kandidat zur Bundespräsidentenwahl liegt gerade vier Tage zurück. Trotzdem werden wir noch in dieser Nacht vermutlich die Schallmauer von 10.000 Mitglieder mit unserer Facebook-Gruppe „Joachim Gauck als Bundespräsident“ überschreiten. Einige der Journalisten, mit denen ich heute sprechen durfte, glauben, dass diese Initiative die erste sein kann, die es schaffen kann, ein positives Thema (also nicht „gegen“ etwas, wie bspw. beim Thema Netzsperren, sondern „für“ etwas) im Netz soweit zu treiben, dass eine echte Massenbewegung daraus wird, die es sogar auf die Straße schafft; denn erst dort kann wahre Wirkung entfaltet werden. Ich glaube auch, dass dieses Potenzial da ist. Und ich reibe mir die Augen. Vielleicht hat es der eine oder andere mitbekommen: Ich habe über die letzten 15 Monate ein Buch geschrieben, was just heute veröffentlicht wurde. Ohne dieses Forum für Werbung missbrauchen zu wollen: Lest doch bitte einmal nachfolgenden Abschnitt und wundert Euch mit mir:

[…] Darüber hinaus müssen sie [die Piraten] sich inhaltlich sehr viel breiter aufstellen, um nicht nur für den harten Kern der zumeist jungen Netzgemeinde auf Dauer wählbar zu sein. Dass alleine aus diesen Kreisen heraus, die vor allem für eine Stärkung der Freiheitsrechte im Netz und eine Stärkung des Individuums gegenüber dem Staat eintreten, eine Vision für ein neues Gemeinschaftsgefühl in unserer Gesellschaft entwickelt wird, das über Petitionen und Flashmobs hinausgeht, ist – unabhängig von Erfolg oder Misserfolg der Piraten – doch eher unwahrscheinlich. Zumindest momentan. Wenn die Netzgemeinde es schafft, über Plattformen wie Twitter, Facebook und Co. in Zukunft so etwas wie die neuen „dritten Orte“ im Sinne von Oldenburg zu schaffen, an denen sich breite Gesellschaftsschichten zum Meinungsaustausch versammeln und organisieren, könnte die Bewertung gänzlich anders ausfallen. Denn unpolitisch ist diese gesellschaftliche Gruppe nicht, das beweisen Studien genauso wie die Erfahrungen, die ich bisher persönlich gemacht habe. Wer es schafft, soziale und technische Innovation miteinander zu verknüpfen, der hält den Schlüssel zur Gestaltung der Zukunft in den Händen. […]

Elite im Hamsterrad, Seite 123/124


Wie zu erkennen ist, habe ich das Potenzial gesehen – aber ich war skeptisch. Nun kommt das Buch zu dem Zeitpunkt auf den Markt, zu dem ich selbst Teil genau der Bewegung sein darf, von der ich mir unsicher war, ob sie kommen wird – und von der ich gleichzeitig inständig gehofft habe, dass sie kommt.

Träume ich?

Die Diskussion wird in einer Art und Weise geführt, wie ich sie mir von Demokraten wünsche. Der Umgang ist vorbildlich, obwohl sich 10.000 Menschen über alle Generations-, Partei-, Geschlechter- oder Was-auch-immer-Grenzen hinweg hinter einer Idee versammeln. Ist das die neue Welt und bricht gerade in diesem Moment eine neue Zeitrechnung an, was politische Teilhabe angeht? Oder ist das alles Spinnerei. Immerhin sind wir nur 10.000 von 82 Millionen. Und kaum jemand von uns wird als Wahlmann oder –frau eine Stimme in der Bundesversammlung haben.

Ich weiß es nicht… aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Cluetrain-Manifest zehn Jahre nachdem es geschrieben wurde auch im gesellschaftspolitischen Umfeld zum Leben erweckt wird.

[…]
Hyperlinks untergraben Hierarchien.
[…]
Wir würden uns freuen, wenn ihr kapiert, was hier abgeht. Das wäre wirklich toll. Aber glaubt ja nicht, dass wir deswegen die Luft anhalten.
[…]
Wir haben wirkliche Macht, und wir wissen das. Wenn ihr das nicht erkennt, wird jemand anders daherkommen, jemand aufmerksameres, jemand interessanteres, jemand, mit dem es mehr Spaß macht zu spielen.
[…]
Wir wachen gerade auf und verbinden uns miteinander. Wir schauen, aber wir warten nicht.
[…]


Nun ist die Frage: Wie geht es weiter? Bringen wir es auf die Straße? Und wenn ja, wie? Und was passiert nach dem 30. Juni?

Geschichte passiert - jetzt

Vor nicht einmal einer Woche habe ich diese Gruppe gegründet, die Nominierung von Joachim Gauck als Kandidat zur Bundespräsidentenwahl liegt gerade vier Tage zurück. Trotzdem werden wir noch in dieser Nacht vermutlich die Schallmauer von 10.000 Mitglieder mit unserer Facebook-Gruppe „Joachim Gauck als Bundespräsident“ überschreiten. Einige der Journalisten, mit denen ich heute sprechen durfte, glauben, dass diese Initiative die erste sein kann, die es schaffen kann, ein positives Thema (also nicht „gegen“ etwas, wie bspw. beim Thema Netzsperren, sondern „für“ etwas) im Netz soweit zu treiben, dass eine echte Massenbewegung daraus wird, die es sogar auf die Straße schafft; denn erst dort kann wahre Wirkung entfaltet werden. Ich glaube auch, dass dieses Potenzial da ist. Und ich reibe mir die Augen. Vielleicht hat es der eine oder andere mitbekommen: Ich habe über die letzten 15 Monate ein Buch geschrieben, was just heute veröffentlicht wurde. Ohne dieses Forum für Werbung missbrauchen zu wollen: Lest doch bitte einmal nachfolgenden Abschnitt und wundert Euch mit mir:

[…] Darüber hinaus müssen sie [die Piraten] sich inhaltlich sehr viel breiter aufstellen, um nicht nur für den harten Kern der zumeist jungen Netzgemeinde auf Dauer wählbar zu sein. Dass alleine aus diesen Kreisen heraus, die vor allem für eine Stärkung der Freiheitsrechte im Netz und eine Stärkung des Individuums gegenüber dem Staat eintreten, eine Vision für ein neues Gemeinschaftsgefühl in unserer Gesellschaft entwickelt wird, das über Petitionen und Flashmobs hinausgeht, ist – unabhängig von Erfolg oder Misserfolg der Piraten – doch eher unwahrscheinlich. Zumindest momentan. Wenn die Netzgemeinde es schafft, über Plattformen wie Twitter, Facebook und Co. in Zukunft so etwas wie die neuen „dritten Orte“ im Sinne von Oldenburg zu schaffen, an denen sich breite Gesellschaftsschichten zum Meinungsaustausch versammeln und organisieren, könnte die Bewertung gänzlich anders ausfallen. Denn unpolitisch ist diese gesellschaftliche Gruppe nicht, das beweisen Studien genauso wie die Erfahrungen, die ich bisher persönlich gemacht habe. Wer es schafft, soziale und technische Innovation miteinander zu verknüpfen, der hält den Schlüssel zur Gestaltung der Zukunft in den Händen. […]

Elite im Hamsterrad, Seite 123/124


Wie zu erkennen ist, habe ich das Potenzial gesehen – aber ich war skeptisch. Nun kommt das Buch zu dem Zeitpunkt auf den Markt, zu dem ich selbst Teil genau der Bewegung sein darf, von der ich mir unsicher war, ob sie kommen wird – und von der ich gleichzeitig inständig gehofft habe, dass sie kommt.

Träume ich?

Die Diskussion wird in einer Art und Weise geführt, wie ich sie mir von Demokraten wünsche. Der Umgang ist vorbildlich, obwohl sich 10.000 Menschen über alle Generations-, Partei-, Geschlechter- oder Was-auch-immer-Grenzen hinweg hinter einer Idee versammeln. Ist das die neue Welt und bricht gerade in diesem Moment eine neue Zeitrechnung an, was politische Teilhabe angeht? Oder ist das alles Spinnerei. Immerhin sind wir nur 10.000 von 82 Millionen. Und kaum jemand von uns wird als Wahlmann oder –frau eine Stimme in der Bundesversammlung haben.

Ich weiß es nicht… aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Cluetrain-Manifest zehn Jahre nachdem es geschrieben wurde auch im gesellschaftspolitischen Umfeld zum Leben erweckt wird.

[…]
Hyperlinks untergraben Hierarchien.
[…]
Wir würden uns freuen, wenn ihr kapiert, was hier abgeht. Das wäre wirklich toll. Aber glaubt ja nicht, dass wir deswegen die Luft anhalten.
[…]
Wir haben wirkliche Macht, und wir wissen das. Wenn ihr das nicht erkennt, wird jemand anders daherkommen, jemand aufmerksameres, jemand interessanteres, jemand, mit dem es mehr Spaß macht zu spielen.
[…]
Wir wachen gerade auf und verbinden uns miteinander. Wir schauen, aber wir warten nicht.
[…]


Nun ist die Frage: Wie geht es weiter? Bringen wir es auf die Straße? Und wenn ja, wie? Und was passiert nach dem 30. Juni?

„Elite im Hamsterrad“ ab sofort bestellbar

Mein erstes Buchprojekt „Elite im Hamsterrad – Manifest für einen Neuanfang der kreativen Klasse“ ist ab sofort hier bestellbar:

http://publishboox.com/windjammer/Home/RummageStartPage.aspx

Wer hätte gedacht, dass die Gedanken, die ich mir vor 15 Monaten gemacht habe, heute so gut zur Bundespräsidentendiskussion passen würden:

[…] Das lässt sich nicht durch Verordnungen, Gesetze oder Staatsgeld erreichen, sondern nur, indem man ganz langsam und ganz sachte einen Mentalitätswechsel einleitet. Dieser sollte in einer Zusammenführung vermeintlich linker Solidaritäts- und Nachhaltigkeitsideale und vermeintlich liberaler Freiheits- und Leistungsideale münden, ohne dass die jeweiligen Kehrseiten (Untergangs-rhetorik und erhobener Zeigefinger einerseits und Verantwortungs- und Rücksichtslosigkeit andererseits) zum Tragen kommen. Veränderung muss Spaß machen. Engagement muss cool sein. Nur wer sich als Teil eines Ganzen sieht, das er für erhaltenswert hält, wird sich engagieren. Die Notwendigkeit sollte dabei jeder erkennen. Denn wer sich nicht engagiert, gefährdet die freiheitliche Grundordnung, in der er selbst lebt. Oder wie es der bekannte Historiker Prof. Paul Nolte im Rahmen der „4. Berliner Rede zur Freiheit“ formuliert hat: „Niemand vermag alleine frei zu sein.“ […]

Elite im Hamsterrad, Seite 175/176


Das trifft doch das, wofür Joachim Gauck steht, ganz gut. Womit vermutlich auch nochmals deutlich wird, warum ich mich schon vor der Nominierung durch Rot-Grün für seine Kandidatur engagiert habe.

P.S.: Das Buch ist natürlich auch bei amazon.de (siehe Link) und Co. sowie in allen Buchhandlungen bestellbar. Für den Autor ist aber natürlich die o.g. Option interessanter… ;-)

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