Dienstag, 27. Januar.
Ich schlafe aus. Natürlich. Heute schaue ich kurz beim Arbeitsamt, das ja jetzt Arbeitsagentur heißt vorbei und kläre das weitere Vorgehen mit meiner Be-raterin, danach geht’s mit einem guten Buch in mein Lieb-lingscafé. Später dann noch eine Runde schwimmen und Sauna in meinem Fitness Studio. Bestens.
Ich schlafe aus. Natürlich. Heute schaue ich kurz beim Arbeitsamt, das ja jetzt Arbeitsagentur heißt vorbei und kläre das weitere Vorgehen mit meiner Be-raterin, danach geht’s mit einem guten Buch in mein Lieb-lingscafé. Später dann noch eine Runde schwimmen und Sauna in meinem Fitness Studio. Bestens.
Ich betrete das Arbeitsamt und fühle mich fremd. „Hier möchte man auch nicht arbeiten. Wenn man denn überhaupt arbeiten möchte“, denke ich mir. Linoleumfußböden, Neon-licht. Wie man es sich eben vorstellt. Und kein First-Class-Schalter wie am Flughafen. Buchstaben G und H. Ich ziehe eine Nummer. 162. „Da wurde aber auch schon länger der Zähler nicht auf Null gesetzt“, murmele ich vor mich hin, während ich den Wartebereich betrete.
Ich erstarre. Unzählige Augenpaare sind auf mich gerichtet. Der Zähler für die Buchstaben G und H zeigt eine 123. Es riecht nach Schneematsch und Schweiß. Und es ist viel zu warm. Rote Plastiksitze, gut gefüllt. Ich grüße leise und setze mich neben eine Frau mittleren Alters, Typ Kassiererin. Ich fühle mich wie auf einem anderen Planeten und fixiere den Zähler. Eine Minute geht vorbei. Eine weitere. Ich wende mich an meine Nachbarin und frage sie, wie viele Sachbear-beiter denn für die einzelnen Buchstabenkombinationen zu-ständig wären. Sie lacht leise. „Einer natürlich. Sie waren wohl noch nicht so oft hier, oder?“ Nein, war ich nicht. Und ich hoffe, dass es sich auch in Zukunft weitgehend vermeiden lassen wird. Ich will das Geld, dass mir zusteht und ansonsten meine Ruhe. Der Zähler springt auf die 124. Der Berater in mir meldet sich und ich überschlage die Wartezeit. Es sind noch 37 Menschen vor mir, jeder benötigt etwa sechs Minuten. Vermutlich werden einige, vielleicht sieben, nicht so lange warten wollen. 30 mal sechs Minuten sind drei Stunden. Nicht mit mir. Ich entschließe mich, diesen Programmpunkt für heute zu überspringen und direkt ins Café zu fahren. Morgen bin ich früher da.
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