Wie schlecht steht es um den Freitag? Die Wochenzeitung kämpft ja schon lange mit wirtschaftlichen Problemen. Die aktuelle Personalentscheidung lässt erahnen, dass man nach dem letzten Strohhalm zu greifen versucht - indem man Jürgen Todenhöfer zum Herausgeber macht. Als alternativer Erklärungsansatz käme mir nur noch in den Sinn, dass man dem Vorwurf der Lügenpresse endlich gerecht werden will. Ich bin auf jeden Fall fassungslos, wie man denjenigen, der immer, aber auch immer in der Geschichte auf der falschen Seite stand, der den IS verharmlost, der einen üblen Antiamerikanismus kultiviert hat und von Antisemiten gefeiert wird, noch einmal in eine einflussreiche Position bringt.
Für einen Liberalen mag das ein überraschendes Geständnis sein: Ich habe den Freitag seit einigen Jahren abonniert. Und zwar,
- weil ich ihn als spannende Ergänzung der Medienlandschaft empfunden habe,
- weil ich die Kooperation mit dem Guardian schätze,
- weil mir der Kulturteil gut gefällt,
- weil dort Miguel Szymanski immer wieder einen guten Blick auf Portugal geworfen hat
- und weil es immer wieder kluge Artikel, etwa diesen von Nils Markwardt, gab, die mich überrascht haben.
Nun hat Nils Markwardt den Freitag verlassen, Augsteins Texte habe ich bisher versucht zu ignorieren - aber Todenhöfers Idee von "Journalismus", dafür bin ich nicht bereit, auch nur einen Cent auszugeben. Ich wünsche dem Freitag, den ich noch gestern nicht hätte missen wollen seit heute den Niedergang, den er sich mit dieser Entscheidung verdient hat. Und: ich kündige!
Ich auch. Schon getan.
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