Donnerstag, 25. Dezember 2008

Zimbabwe am Abgrund

Zimbabwe steht am Abgrund - offensichtlich. Doch die Afrikanische Union tut wieder einmal nichts. Ein Vorgehen gegen Diktator Mugabe ist in Afrika bis heute politisch nicht opportun - ist er doch einer der letzten großen Namen der Generation von Freiheitskämpfern, die die afrikanischen Kolonien in die Unabhängigkeit geführt haben. Doch angesichts von Cholera, Hyperinflation und Hungersnot, darf heute niemand mehr wegschauen!

http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/verjagt-verschwunden-ratlos/

http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/brachland-simbabwe/

Auch die westliche Welt muss sich fragen lassen, was sie getan (bzw. nicht getan hat), vor dem Hintergrund, dass die Katastrophe schon lange absehbar war.

http://christophgiesa.blogspot.com/2008/12/zimbabwe-simbabwe-2005-und-heute.html

Unabhängig von allen bisher gemachten Fehlern ist nun spätestens die Zeit zum Handeln gekommen. Mugabe wird nicht freiwillig abtreten. Embargos gegen seine Regierung habenbisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Meiner Meinung nach bedarf es einer militärischen Intervention seitens AU oder UNO um zumindest die Versorgung der noch in Zimbabwe verbliebenen Menschen sicherzustellen und einen noch größeren Flächenbrand im südlichen Afrika zu vermeiden...

Mit Totalschaden durch Maputo

Maputo, Mosambik: Mit dem Schutz von Michael Schumacher

Ich kam im Oktober 2005 aus dem Norden von Mosambik mit dem Bus zurück in die Hauptstadt Maputo – was schon Abenteuer genug war – und musste an der etwas außerhalb gelegenen Bushaltestelle feststellen, dass es wieder einmal schwierig war, ein Taxi ins Zentrum zu bekommen. Unvermittelt wurde ich von zwei jungen Männern angesprochen, die mir ihre Dienste anboten. Es handelte sich um einen Ford-Kastenwagen mit gesprungener Scheibe, der auf der einen Seite sehr viel tiefer lag als auf der anderen und der, wie sich beim Einsteigen herausstellte, hinter dem Fahrersitz nur eine Ladefläche hatte, die ich mir mit meinem Rucksack teilen durfte.

Die Heckklappe ließ sich - wohl weil das Fahrzeug verzogen - war nicht mehr schließen, was durch eine Schnur gelöst wurde, die vorne an der Handbremse festgeknotet wurde. Die Fahrt war anstrengend, da die Stoßdämpfer kaputt war und der mosambikanische Straßenzustand problematisch ist. Darüber hinaus schien der Motor kaputt zu sein, was die Kommunikation deutlich erschwerte. Was ich allerdings verstehen konnte, war die Information, dass es sich um ein deutsches Auto handeln sollte. Am Ende der Fahrt verstand ich es: Anstatt eines mosambikanischen Nummernschildes befand sich an der entsprechenden Stelle immer noch ein entwertetes deutsches mit Zwickauer Herkunft. Auf die Frontscheibe hatten die beiden Besitzer stolz in Spiegelschrift den Schriftzug "Michael Schumacher" angebracht.

Das Fahrzeug war offensichtlich ein Unfallwagen mit Totalschaden aus Deutschland, der auf Umwegen seinen Weg in die Hände der neuen, stolzen Besitzer gefunden hatte. Nach einer Taxilizenz zu fragen habe ich allen Beteiligten erspart, dafür durfte ich aber ein wohl einmaliges Erinnerungsfoto schießen. Am Ende ist ja vor allem wichtig, dass man ankommt und zu Hause eine weitere gute Geschichte zu erzählen hat.

Christoph Giesa, Hamburg

http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,593767-2,00.html

Verbrecherjagd im Touristen-Jeep

Rucksack gestohlen, Pässe futsch. SPIEGEL-ONLINE-Leser Christoph Giesa lernte die Methoden der Polizei in Mosambik auf einer unkonventionellen Verbrecherjagd kennen. Weil der Streifenwagen kaputt war, mussten die Bestohlenen selbst Gas geben - mit den Beamten auf dem Rücksitz.

Christoph Giesa, Düsseldorf:
Ich war mit zwei Australiern in ihrem Geländewagen in Ostafrika unterwegs. Bei einem Zwischenstopp an einem Postamt in einem kleinen Ort nahe Inhambane in Mosambik verließen wir alle das Auto, hatten es aber weiter im Blick. Trotzdem mussten wir später feststellen, dass jemand durch ein kleines, leicht zu öffnendes Fenster auf der Rückseite des Wagens einen Rucksack gestohlen hatte – samt zwei Reisepässen.

Nachdem wir vergeblich versucht hatten, verschiedene Einheimische davon zu überzeugen, dass es für sie auch finanziell durchaus interessant sein könnte, uns die Pässe zu besorgen, blieb uns nichts anderes übrig, als die Polizei aufzusuchen. Das Polizeiquartier war nach westlichem Empfinden ein Rohbau – keine Türen, kein Putz, die Zellen waren mit Gefangenen überfüllt. Es gab kein Fax, Internet sowieso nicht, keine Funkgeräte, kein Festnetztelefon. Immerhin waren alle Polizisten mit Mobiltelefonen ausgerüstet.

Wie im James-Bond-Film

Das Amtszimmer hätte als Kulisse für eine Folterszene in einem "James-Bond"-Film herhalten können – der Schreibtisch aus dunklem Holz und verschlissen, keinerlei Schmuck, kein Kalender, nur eine kleine Tischlampe. Wir als unverdächtige Zivilisten, die doch nur eine Anzeige aufgeben wollten, saßen auf einer etwa 30 Zentimeter hohen Holzbank drei Meter vom Schreibtisch entfernt und durften nur mit Genehmigung des zuständigen Polizisten aufstehen. Da dieser kein Wort Englisch sprach, musste ich die Verhandlungen alleine führen, weil meine beiden Begleiter des Portugiesischen nicht mächtig waren.

Obwohl der Polizeibeamte bedrohlich über uns thronte, war er durchaus freundlich und hilfsbereit. Ohne größere Probleme gaben wir die Anzeige auf, wobei lediglich die Frage nach dem Wert des Rucksacks für leichte Verwirrung sorgte - der Gesamtwert des in Australien gekauften Gepäckstücks belief sich auf etwa das Eineinhalbfache des Jahresgehalts des Polizisten.

Nachdem die Formalitäten geklärt waren, gingen die Ermittlungen schnell voran. Nach wenigen Telefonaten schien der Beamte eine heiße Spur zu haben, machte uns aber deutlich, dass wir ein Auto bräuchten – leider sei das einzige Polizeiauto gerade kaputt. So kam es also, dass wir mit dem Jeep der Australier und zwei einheimischen Polizisten auf der Rückbank in ein benachbartes Township fuhren.

Dort stiegen die Polizisten aus und verschwanden nacheinander in verschiedene Hütten, während sich um unser Auto eine Traube von etwa 30 Menschen sammelte, die böse dreinschauten und uns offensichtlich beschimpften – eine Situation, die uns dringend wünschen ließ, an einem anderen, netteren Ort zu sein.

Täter und Opfer im gleichen Auto

Einer der "Demonstranten" hatte sogar eines der geklauten T-Shirts an. Wir nahmen dies zur Kenntnis, entschieden uns aber dagegen, deshalb einen größeren Disput anzuzetteln. Die Kleidung war schließlich nicht so wichtig wie die Pässe. Bald kamen die Polizisten mit zwei etwa 13- oder 14-jährigen Jungen zurück, die beide Kleidung aus dem Rucksack trugen, und schlugen sie – das hatten wir natürlich nicht gewollt, konnten es aber auch nicht verhindern.

Die Beamten packten die beiden zu uns ins Auto und setzten sich wieder dazu, was ein allzu surreales Bild ergab: Die Diebe, die Bestohlenen und die Gesetzeshüter zusammengezwängt in einem voll beladenen Jeep. Es ging zurück aufs Revier, wobei während der Fahrt von der Rückbank immer abwechselnd Beschimpfungen der Übeltäter und Lobeshymnen auf die eigene Cleverness von Seiten der Polizisten zu hören waren.

Auf dem Revier bekamen die Australier ihre Pässe zurück. Die beiden Diebe landeten, begleitet von ein paar Fußtritten, zusammen mit etwa zehn anderen in einer etwa fünf mal fünf Meter großen Zelle. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil die Kinder so behandelt wurden. Außerdem hatte das ganze Geschehen meinen Magen etwas mitgenommen, weshalb ich nicht umhin kam, die Polizeitoilette zu benutzen. Diese bestand aus einem Donnerbalken im Hinterhof – nicht gerade das, was man sich wünscht, aber in der beschriebenen Situation besser als nichts.

Während ich dort saß, schaute ich in Richtung des Gebäudes und sah die beiden Diebe mitsamt ihrer Mithäftlinge, wie sie mir durch die vergitterten Fenster zuschauten. In diesem Augenblick war ich mir tatsächlich nicht mehr sicher, ob ich mit meinem Reiseziel die richtige Wahl getroffen hatte. Dieser Gedanke war aber schnell wieder verflogen.

http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,486765,00.html

Zimbabwe/ Simbabwe - 2005 und heute

In Zimbabwe wütet die Cholera, die Inflation beträgt mehrere Millionen Prozent und Mugabe lässt sein Volk weiter hungern. Langsam wird die Welt aufmerksam... aber viel zu spät. Ich war 2005 in Zimbabwe, dem einst als Kornkammer Afrikas bezeichneten ehemaligen Rhodesien. Und schon damals, war die derzeitige Katastrophe absehbar... Folgendes Zitat vom 30.8.2005 habe ich in meinem Tagebuch entdeckt:

Vielleicht ist Zimbabwe eines der interessantesten Laender ueberhaupt... Robert Mugabe ist hier Praesident... und das hat in den letzten Jahren nicht viel Gutes fuer das Land gebracht. Der in westlichen Medien viel zitierte Rassismus gegen Weisse ist zwar eine glatte Luege (ich wuerde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich noch nirgends so nett empfangen worden bin, wie hier), aber die Armut aufgrund der Isolationspolitik der Regierung kennt keine Grenzen. Keine Seife, keine Milch, kein Brot, kein Treibstoff und in vielen Townships gibt es kein fliessendes Wasser mehr... zusammen mit der Duerre, die auch Zimbabwe erfasst hat, bahnt sich hier eine humanitaere Katastrophe in Form einer Hungersnot an. Und trotzdem haben die Menschen das Lachen bisher nicht verlernt...